

Das morgendliche Duschritual endet für manche von uns mit einem Schrei, verzweifeltem Luftholen und schnellem Abstellen der Dusche. Grund ist die landläufige Meinung, mit einem kalten Schlusspunkt beim Duschen der eigenen Gesundheit einen Gefallen zu tun. Wer kalt duscht, ist abgehärtet und widerstandsfähiger gegen die Unbillen des Wetters, den Arbeitsstress oder auch den Infektionsrisiken in den Nahverkehrsmitteln, heißt es. Aber stimmt dies? Oder ist das einer derjenigen Ratschläge, die von Generation zu Generation überliefert werden, deren Wirksamkeit aber noch nie jemand hinterfragt hat?
Dies haben jetzt niederländische Forscher aus Amsterdam übernommen (PLOS One, DOI: 10.1371/journal.pone.0161749). Sie untersuchten 3 018 Probanden. Diese wurden in vier Untersuchungsgruppen eingeteilt: Die erste Gruppe duschte nach einer warmen Dusche 30 Sekunden kalt, die zweite 60 Sekunden und die dritte 90 Sekunden. Die Kontrollgruppen ließen sich ausschließlich warm berieseln. Das kurzfristige Ergebnis nach 60 Tagen war so signifikant wie der Glauben an die kalte Dusche. Die Kaltduscher hielten sich zwar für gesünder und meldeten sich selbst seltener krank, die Anzahl der krankheitsbedingten Fehltage war in den darauf folgenden Monaten aber nicht niedriger als bei den Warmduschern. Für die Forscher liegt das an dem subjektiven Gesundheitsgefühl der Kaltduscher, die ihre Beschwerden bei einer Krankheit dann nicht so gravierend bewerten wie die Warmduscher. Der Glaube versetzt bekanntlich Berge.