

Die Autoren untersuchten den Abschnitt zwischen zwei Schnittstellen hinsichtlich ihrer Implikationen für die Medikation und versuchten diese zu strukturieren (1). Während die Überschrift eine Untersuchung zu einer Intervention nach Entlassung nahelegt, werden tatsächlich mehrere Interventionen in stationärem Setting untersucht, deren jeweiliger Anteil am Ergebnis nicht erkennbar ist. So ist unklar, welchen Effekt zum Beispiel der Einsatz eines Klinischen Pharmazeuten hat. Dass die Autoren der Informationsveranstaltung für die Hausärzte der Region Interventionscharakter absprechen, verwundert. Kritikwürdig erscheint die Kategorisierung der Medikationsumstellungen. Die Kategorie A vermittelt den Eindruck, Empfehlungen aus der stationären Versorgung seien verbindlich und stets gut begründet. Dem ist aus hausärztlicher Sicht klar zu widersprechen. Die Verordnung einer unter Umständen dauerhaften und einschneidenden Medikation gründet neben der Indikation auch auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und Überlegungen zu möglichen Interaktionen. Hinzu kommen neben der von der Arbeit nicht thematisierten Patientenperspektive auch Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit, die im ambulanten Bereich durch die Arzneimittelrichtlinien des G-BA vorgegeben werden, welche im stationären Bereich nicht gelten. Eine sinnvolle Intervention könnte hier eine Medikationsüberprüfung zum Beispiel anhand der Leitlinie Multimedikation sein.
Stationäre Empfehlungen gründen auf Erfahrungen aus einem sehr kleinen Ausschnitt des Patientendaseins, im konkreten Falle im Mittel auf 7 Tage. Den Alltag des Patienten sowie seine Ressourcen kennt aber aus regelhaft längerer und umfassenderer Beziehung der Hausarzt besser. All dies kann die „Nicht-Fortführung eines im Entlassungsbrief empfohlenen und . . . indizierten Arzneimittels“ begründen. Eine Betrachtung dieser Faktoren ist der Arbeit nicht zu entnehmen.
DOI: 10.3238/arztebl.2017.0223a
Dr. med. Kai-Florian Mehrländer, Barmstedt
Dr. med. Ilja Karl, Kalbe/Milde
drkarl@t-online.de
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Greißing C, Buchal P, Kabitz HJ, et al.: Medication and treatment adherence following hospital discharge—a study of an intervention aimed at reducing risk associated with medication change. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 749–56 VOLLTEXT |