

Wir begrüßen den Kommentar von Herrn Dr. Raeder, insbesondere bezüglich der raschen und dann oft erfolgreichen Behandlung der Auslöser einer akuten Nierenschädigung.
Der im Beitrag (1) verwendete Begriff der Krankenhausletalität bezieht sich auf den Anteil von Patienten mit akuter Nierenschädigung, welche ihren Krankenhausaufenthalt nicht überlebten. Eine kausale Beziehung zwischen Erkrankung/Syndrom und Versterben ist keine Voraussetzung für die Verwendung dieses Begriffs.
Das Wesen von EDV-gestützten Frühwarnsystemen für eine akute Nierenschädigung ist die zeitnahe Erfassung und die Informationsweiterleitung der akuten Minderung der Nierenfunktion – gleich welcher Ursache – an die behandelnden Ärzte/Ärztinnen. Laufende Untersuchungen befassen sich mit der Frage, welche Patientengruppen mit welcher zugrunde liegenden Ätiologie der akuten Nierenschädigung von der zeitnahen Initiierung konsentierter Behandlungsmaßnahmen, vom sektorenübergreifenden Informationsaustausch in der Nachsorge und von histologischen Untersuchungsergebnissen am meisten profitieren. Als Beleg für eine positive Beeinflussbarkeit des Verlaufs der akuten Nierenschädigung im Sinne einer verbesserten Nierenfunktion kann die Subgruppenanalyse von Studien gewertet werden, bei denen die Informationsübermittlung „akute Nierenschädigung“ mit konkreten Behandlungsempfehlungen verknüpft wurde.
Wir stimmen den Ausführungen von Herrn Privatdozent Dr. Kiehntopf und Kollegen zu, in denen sie den Einfluss der Methode der Kreatininbestimmung auf die Häufigkeit der Diagnosestellung der akuten Nierenschädigung und das entsprechend identifizierte Patientenkollektiv beschreiben. Unter Beachtung des genannten Behandlungszeitraums und der krankenhausspezifischen Behandlungskennzahlen lässt sich der Anteil an Patienten, die stationär an einem deutschen Universitätsklinikum behandelt wurden und eine akute Nierenschädigung aufwiesen, auf circa 5–7 % schätzen. Von den 130 mit akuter Nierenschädigung berichteten Fällen wurden 95 Fälle sowohl von der enzymatischen als auch von der kinetischen Kreatinin-Bestimmungsmethode detektiert. Hinzu kommen 15 Fälle, die allein enzymatisch, und 20 Fälle, die allein kinetisch nach Jaffé bestimmt wurden. Wird an einem Institut für Laboratoriumsmedizin nur eine der beiden genannten Messmethoden verwendet, variiert die Häufigkeit der insgesamt detektierten AKI-Fälle zwischen den Methoden damit um < 5 %. Die klinische Relevanz der nur durch die eine oder nur durch die andere Messmethode entdeckten Patientenkollektive mit akuter Nierenschädigung wird sich auf der Grundlage weiterer Belege beurteilen lassen. Im Zweifelsfalle sollte unabhängig davon Rücksprache mit dem Labor gehalten werden, um die Frage der Messmethode zu klären und gegebenenfalls weitere Messungen zu initiieren. Die Beachtung der Kreatinin-Messmethode erscheint dennoch schon jetzt bei der Planung, Analyse und Interpretation von Studien empfehlenswert.
DOI: 10.3238/arztebl.2017.0300c
Für die Autoren
Dr. rer. medic. Anja Haase-Fielitz
Prof. Dr. med. Bernt-Peter Robra
Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie
Otto-von-Guericke Universität (OVGU) Magdeburg
anja.haase-fielitz@med.ovgu.de
Prof. Dr. med. Michael Haase
Medizinische Fakultät, OVGU Magdeburg
Prof. Dr. med. Berend Isermann
Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie, OVGU Magdeburg
Interessenkonflikt
Dr. Haase-Fielitz erhielt Drittmittelförderung durch die B. Braun-Stiftung.
Die übrigen Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Haase M, Kribben A, Zidek W, et al.: Electronic alerts for acute kidney injury—a systematic review. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 1–8 VOLLTEXT |