ArchivDeutsches Ärzteblatt42/2017Aussagekräftige Daten vorhanden
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Die Autoren der Studie (1) schätzen die Prävalenz der Internet Gaming Disorder (IGD) für eine deutsche Population von 12- bis 25-Jährigen. Sie stellen damit die „gefühlte“ Zunahme der Fälle im klinischen Alltag auf eine tragfähige Datenbasis, wenngleich die diagnostischen Kriterien des DSM-5 noch nicht für das deutsche ICD-10-basierte System übernommen sind. Es bleiben trotz der methodischen Einschränkungen, die die Autoren nennen, wertvolle Ergebnisse.

Gleichzeitig möchte ich ergänzen, dass für ähnliche Populationen vor allem im asiatischen Raum Daten zur IGD oder zur Internet Addiction Disorder (IAD) vorliegen (Zusammenfassung in [2]). Studien finden sich hauptsächlich für China, Südkorea, Indien und Sri Lanka mit Prävalenzen von 1,6 bis 20,3 % für die IAD, wobei zu beachten ist, dass nicht alle Jugendlichen oder jungen Erwachsenen hauptsächlich spielen. In einer Metaanalyse aus 31 Ländern findet sich mit einer IAD-Prävalenz von durchschnittlich 6 % (3) ein vergleichbarer Wert wie die 5,7 % in der vorliegenden Untersuchung (1), auch hier unter der Berücksichtigung, dass es sich um „Mischkonsum“ (Spiele und anderer Internetgebrauch) handelt.

Welche Implikationen ergeben sich für klinischen Fragestellungen aus den primären Analysen der vorgelegten Studie (1)? Die Zielgruppe für Präventionsangebote kann besser eingegrenzt werden und spezifischere Angebote könnten erstellt, die Sensibilisierung für die Notwendigkeit früher Interventionen im Umfeld könnte gefördert und die suffiziente Behandlung möglicher Komorbiditäten (zum Beispiel emotionale Störungen) sollte beachtet werden.

DOI: 10.3238/arztebl.2017.0720a

Prof. Dr. med. Martin H. Maurer

Buchenberg

martin.maurer@alumni.uni-heidelberg.de

1.
Wartberg L, Kriston L, Thomasius R: The prevalence and psychosocial correlates of Internet gaming disorder—analysis in a nationally representative sample of 12- to 25-year-olds. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 419–24 VOLLTEXT
2.
Ginige P: Internet addiction disorder. In: Maurer MH (ed.): Child and adolescent mental health. Rijeka: Intech 2017; 141–63 CrossRef
3.
Cheng C1, Li AY: Internet addiction prevalence and quality of (real) life:
a meta-analysis of 31 nations across seven world regions. Cyberpsychol Behav Soc Netw 2014; 12: 755–60.
1.Wartberg L, Kriston L, Thomasius R: The prevalence and psychosocial correlates of Internet gaming disorder—analysis in a nationally representative sample of 12- to 25-year-olds. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 419–24 VOLLTEXT
2. Ginige P: Internet addiction disorder. In: Maurer MH (ed.): Child and adolescent mental health. Rijeka: Intech 2017; 141–63 CrossRef
3. Cheng C1, Li AY: Internet addiction prevalence and quality of (real) life:
a meta-analysis of 31 nations across seven world regions. Cyberpsychol Behav Soc Netw 2014; 12: 755–60.

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