

Im Beitrag stellte der Autor dankenswerterweise die nicht-medikamentösen Therapien der Verhaltensstörungen bei Demenz in den Vordergrund (1).
Tatsache ist, dass gerade bei älteren Patienten, deren Multimorbidität häufig eine Multimedikation zur Folge hat, eine zusätzliche medikamentöse Therapie von aufgetretenen Verhaltensstörungen mit erheblichen Risiken verbunden ist. Empfohlen wird aufgrund der Studienlage sowie auch der S3-Leitlinie Demenzen eine Therapie mit Citalopram neben dem Einsatz von Risperidon, welches in dieser Indikation auch zugelassen ist. Die Leitlinie beschreibt Hinweise für die Wirksamkeit von Citalopram bei agitiertem Verhalten bei Demenzkranken mit einer Evidenzebene Ib. Anzumerken ist hierbei, dass in einem Rote Hand Brief von 2011 die gleichzeitige Anwendung von Citalopram mit Arzneimitteln, die bekannterweise das QT-Intervall verlängern können, kontraindiziert ist. Aufgrund der Vielzahl der QT-verlängernden Substanzen ist beim Einsatz von Citalopram bei gerontopsychiatrischen Patienten die Wahrscheinlichkeit der Übertretung dieser Kontraindikation und auch das Risiko des Auftretens von Torsades-de-Pointes-Tachykardien erheblich erhöht.
Es ist hier aufgrund des günstigeren Interaktionsprofils im Cytochrom-P-450-System gegenüber anderen SSRI (Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin) auf Sertralin als Alternative hinzuweisen.
Insbesondere bei älteren Patienten sollte auf die Gefahr von Elektrolytentgleisungen im Sinne einer Hyponatriämie bei der Verwendung jeglicher SSRI gerade bei der Initiierung der Therapie geachtet und hingewiesen werden.
Weiterhin ist eine kritische Nutzen-Risiko-Abwägung empfehlenswert aufgrund der potenziell gesteigerten Blutungsneigung sowohl mit der Gefahr von gastrointestinalen wie auch intrazerebralen Blutungen in Kombination von serotoninwiederaufnahmehemmenden Substanzen und nichtsteroidalen Antirheumatika/Acetylsalicylsäure (2, 3). Diese sollte insbesondere bei sturzgefährdeten Patienten sehr sorgsam erfolgen und die nicht-medikamentösen Therapieoptionen zuvor gänzlich ausgeschöpft werden.
Dr. med. Sara Bienentreu
Fachklinik Marienborn gGmbH
Zülpich
s.bienentreu@marienborn-zuelpich.de
Interessenkonflikt
Dr. Bienentreu wurde für Beratertätigkeiten von Janssen-Cilag und Lundbeck honoriert. Sie erhielt Gelder für die Vorbereitung von wissenschaftlichen Tagungen von Janssen-Cilag.
1. | Kratz T: The diagnosis and treatment of behavioral disorders in dementia. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 447–54 VOLLTEXT |
2. | Strubel T, Birkhofer A, Mößmer G, Förstl H: Blutungsrisiko unter SSRI-Behandlung. Nervenarzt 2010; 81: 549–55 CrossRef MEDLINE |
3. | Shin JY, Park MJ, Lee SH, et al.: Risk of intracranial haemorrhage in antidepressant users with concurrent use of non-steroidal anti-inflammatory drugs: nationwide propensity score matched study. BMJ 2015; 351: h3517 CrossRef MEDLINE PubMed Central |