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Geburtshilfe: Haftpflichtprämien für Belegärzte explodieren
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Die jährlichen Haftpflichtprämien für niedergelassene Frauenärzte, die belegärztlich Geburtshilfe leisten, sind explodiert. Die Kosten für Neuverträge liegen vielfach bei mehr als 60 000 Euro pro Jahr. Soweit es noch günstigere Altverträge gibt, werden diese schrittweise in der Prämie angepasst. Darauf hat der Berufsverband der Frauenärzte (BVF) auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes hingewiesen. „Es ist unmöglich, als niedergelassener Frauenarzt auch nur im Ansatz die Haftpflichtprämien durch die Geburtshilfe zu erwirtschaften“, erklärte der Verband. Deshalb gebe es kaum noch belegärztlich tätige Frauenärzte, die neu in die Geburtshilfe einstiegen. „Dringend benötigte Nachfolger werden unter diesen Umständen nicht gefunden. Immer mehr Kliniken müssen deshalb ihre geburtshilflichen Abteilungen schließen“, warnt der Verband. Das Marien-Krankenhaus in Lübeck wies darauf hin, dass die Prämien für die Ärzte etwa zehnmal so hoch sind wie für freiberuflich tätige Hebammen. Die Belegärzte organisieren die gesamte Geburtshilfe der Klinik. Das Marien-Krankenhaus kündigte an, mit der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Landesgesundheitsministerium Gespräche führen zu wollen. Die KBV erklärte auf Nachfragen, die Versicherungssummen in Verhandlungen mit den Kassen einzubringen. Diese müssten die Finanzsumme zur Verfügung stellen. Längerfristig will die KBV mit den Kliniken gemeinsam nach anderen politischen Lösungen suchen. Der BVF fordert einen Sicherstellungszuschlag zur Haftpflichtprämie bei geburtshilflich tätigen Frauenärzten – wie er für Hebammen eingeführt ist. hil/may