

Wenn Gespräche nicht fruchten, sind drastischere Mittel gefragt. Das haben sich in Polen Assistenzärzte gedacht und sind in den Hungerstreik getreten. Rund einen Monat lang protestierten junge Ärzte an Klinken gegen schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Bezahlung. Die Protestler, die beim Streik rotierten, mahnten an, dass mehrere ihrer Kollegen in diesem Jahr wegen Überarbeitung gestorben seien. „Es gibt zu wenig Personal, zu wenig Geld und Unmengen an Bürokratie“, klagte der angehende Chirurg Marcin Radoch, der an bis zu 18 Tagen im Monat 24 Stunden am Stück im Dienst ist. Er erzählte, die Gehälter seien so niedrig, dass viele Ärzte so viel arbeiten müssten, um davon leben zu können. Er selbst verdient als Assistenzarzt im zweiten Jahr umgerechnet 520 Euro netto. Der Streik ist zwar beendet, die Forderungen aber sind geblieben: Die Ärzte verlangen von der polnischen Regierung, die unter dem Durchschnittslohn liegenden Assistenzarztgehälter anzuheben. Am meisten dränge die Aufstockung der Ausgaben für das Gesundheitssystem. Diese müssten binnen drei Jahren statt bisher 4,7 Prozent 6,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen. Die Regierung schlägt bislang vor, die Gesundheitsausgaben bis 2025 auf sechs Prozent anzuheben. Für 2018 ist eine Kürzung der Mittel geplant. Der Verband der Assistenzärzte kündigte nun an, nur noch die gesetzlich erlaubte Stundenanzahl zu arbeiten. Unterstützt werden die Ärzte vom Verband medizinischer Berufe und Polens Ärztekammer. Auch Marburger Bund und Weltärztebund hatten sich solidarisch gezeigt.