MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Versteckter Fokus bei septischem Schock
Occult focus of septic shock
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Eine 80-jährige kreislaufstabile Patientin stellt sich wegen perianalem Blutabgang vor. Sie klagt über zunehmende Rückenschmerzen bei vorbekannter Lumbalstenose. Wegen Vorhofflimmerns und vorausgegangener Versorgung mit einem Koronarstent erfolgt eine Antikoagulation mit Aspirin, Clopidogrel und Apixaban. Im Labor zeigt sich neben einer Anämie (Hämoglobin 8,4 g/dL) eine erhöhte Laktatdehydrogenase (375 U/L, Referenzwert < 250). Weitere Laborparameter, einschließlich der Infektparameter, befinden sich zum Aufnahmezeitpunkt im Normbereich. In der endoskopischen Abklärung findet sich 35 cm ab ano eine nichtpassierbare Stenose mit starker Angulation und ausgeprägter Divertikulose mit Verschwellung. Zwei Tage nach Endoskopie wird die Patientin mit Zeichen des septischen Schocks auf unsere Intensivstation verlegt. Es fällt eine diskrete Hautrötung im perianalen Bereich links auf. Die durchgeführte Computertomographie zeigt ausgeprägte Abszedierungen in der Hüftmuskulatur linksseitig mit Oseomyelitis und Hüftkopfnekrose und den Befund einer nichtperforierten Sigmadivertikulitis. Die Patientin stirbt infolge eines Multiorganversagens bei septischem Schock. Bei fehlendem Obduktionsbefund ist ein kausaler Zusammenhang der 2 dargestellten Krankheitsentitäten spekulativ.
Prof. Dr. Michael Christ, Notfallzentrum, Luzerner Kantonsspital, Schweiz, michael.christ@luks.ch
Peter Otte, Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg
Andreas Achterberg, Klinik für Notfall- und Internistische Intensivmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Nürnberg
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Christ M, Otte P, Achterberg A: Occult focus of septic shock. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 814. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0814
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