ArchivDeutsches Ärzteblatt51-52/2017Einheitshonorare: Weiter gedacht
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Liebe Kollegen, lassen Sie uns doch dieser grandiosen Idee, das Gesundheitswesen nicht nur zu retten, sondern es auch qualitativ voranzubringen, eine Chance geben und denken nur ein wenig weiter.

Ein Festgehalt der niedergelassenen Kollegen ist sicher nicht uninteressant, wenn man es am Verdienst der Kassenfürsten festmacht. Dass man dann gleichzeitig die gesamte Verantwortlichkeit des Freiberuflers auch an die Kassen abgeben muss, ist immanent. Mit dem Risiko einer Praxisorganisation/-finanzierung ist ein Festgehalt sicher nicht vereinbar. Wer bezahlt das neue Ultraschallgerät? ... Die Krankenkasse! Auch die bisher niedrigen Gehälter der medizinischen Fachangestellten sollten den wenig leistungsorientierten, exorbitanten Gehaltstabellen der SOFAs angeglichen und direkt von den Kassen bezahlt werden. Natürlich für alle gleicher Lohn!

Anders funktionieren die sozialistischen Planspiele zur Abschaffung der unliebsamen Freiberuflichkeit sicher nicht.

Damit können wir dann auch die damit völlig überflüssigen sogenannten Standesvertreter, die zurzeit sowieso eher in das Lied der Kolchosenmediziner einstimmen, endgültig entsorgen. Wir werden erst wieder an Sie denken, wenn wir hoch motiviert in unserem Elektroeinheitsstaatsautomobil TRABBI 3 mit 25 km/h in das „TK zentral MVZ Hamburg Süd“ – im Volksmund „BAASI“ genannt – fahren, um im engen Schulterschluss mit 122 weiteren Kollegen und völlig ohne den unsäglichen Leistungsdruck der alten Zeit medizinisch tätig werden. Mehr als zwölf Patienten pro Arzt und Tag sind ohne leistungsorientierte Bezahlung hier sowieso nicht einzufordern. Das entspricht exakt dem kranken Kassen-Leistungsstandardindex von 1954.

Natürlich hängt in jedem 19,5 qm großen Einheitsbehandlungsraum ein Bild von Herrn Prof. (?) Lauterbach an der Wand.

Da bekommt der Begriff „Bürger“ mal wieder eine ganz neue Bedeutung oder vielleicht doch eine alte?

Das Fazit dieser sicher nicht vollkommen unrealistischen Prognose muss für uns einfach nur die Forderung nach wesentlich klarerer und stärkerer Vertretung und Verteidigung unserer Interessen und dem derzeit gar nicht so schlechten System sein.

Zum Beispiel sollte man das mit der gleichen Art eines Herrn Baas so machen:

Lieber Herr Baas, beginnen Sie doch bitte einmal zuerst bei Ihrer Kasse mit dem Einheitslohn. In Ihrem leistungsfreien Bereich kann man so leicht die fünf Milliarden einsparen, die als Anschubfinanzierung für den teuren endgültigen Umbau zur Planwirtschaft der wirklichen Leistungserbringer benötigt werden.

Das Beste dabei ist, wenn bei Ihnen einer weg ist, merkt es niemand … bei den Ärzten schon!

Dr. med. Michael Busch, 33739 Bielefeld

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