MEDIEN
Ausstellung der Charité: Auseinandersetzung mit der Institutsvergangenheit


Die Charité – Universitätsmedizin Berlin hat Ende November im Rahmen des Projekts „GeDenkOrt.Charité“ die Ausstellung „Der Anfang war eine feine Verschiebung in der Grundeinstellung der Ärzte“ eröffnet. Es wird nach den Haltungen und Verhältnissen gefragt, die dazu führen konnten, dass Mediziner zwischen 1933 und 1945 in ethisch fragwürdiger und menschenverachtender Weise gehandelt haben.
Am Beispiel der Berliner Medizinischen Fakultät wird gezeigt, wie umfassend und bereitwillig sich auch Angehörige der Charité für die biopolitischen Maßnahmen und Ziele des Regimes in Anspruch nehmen ließen. „Viele leitende Mediziner der Charité und der Friedrich-Wilhelms-Universität machten in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Kliniken und Institute zu Orten der NS-Rassen-, Leistungs- und Vernichtungsmedizin. Daher ist es uns überaus wichtig, uns mit diesem Kapitel der Charité-Geschichte transparent und öffentlich auseinanderzusetzen“, sagt Prof. Dr. med. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er ergänzt: „Wir lernen aus der Geschichte nur, wenn wir den Bezug zur Gegenwart herstellen und Gefährdungen thematisieren, die auch der modernen Medizin immanent sind. Die Charité bekennt sich dazu, eine Wissenschaft in Verantwortung aktiv zu leben.“
Die Ausstellung ist als Rundgang angelegt und zeigt im ersten Teil die Perspektive der Betroffenen. Dazu gehören Patienten, die Opfer medizinischer Grenzüberschreitungen wurden, sowie Studierende und Wissenschaftler, die entlassen und Opfer von Vertreibung und Verfolgung geworden sind. Die individuellen Schicksale werden anhand von persönlichen Dokumenten und Selbstzeugnissen thematisiert. Ein weiterer Teil der Ausstellung nähert sich anhand von neun ausgewählten Fachdisziplinen und ihrer Protagonisten der Perspektive von Tätern.
Der Blick zurück soll auch dazu anregen, über gegenwärtige beziehungsweise immanente Gefährdungen der modernen Medizin nachzudenken. „Wir zeigen eine ganze Bandbreite individuellen Handelns und vom zugrundeliegenden Einstellungen, die teilweise auch über die NS-Zeit hinaus weiter wirksam waren“, erklärt Dr. Judith Hahn, Kuratorin vom Institut für Geschichte der Medizin der Charité.
Die Ausstellung „Der Anfang war eine feine Verschiebung in der Grundeinstellung der Ärzte. Die Charité im Nationalsozialismus und die Gefährdungen der modernen Medizin“ ist täglich von 9 bis 18 Uhr in der Psychiatrischen und Nervenklinik am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in Berlin (Geländeadresse: Bonhoefferweg 3) zu sehen. Der Eintritt ist frei. EB
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