

In ihrem, meines Erachtens, sehr wichtigen Beitrag zum Thema Notfallambulanzen und deren Überlastung durch Bagatellfälle wird bei näherer Betrachtung zu sorglos und manipulativ mit den erhobenen Daten umgegangen (1).
Von 6 488 Patienten, die im beobachteten Zeitraum die untersuchten Notfallambulanzen aufsuchten, wurden 3 396 Patienten ausgeschlossen, weil sie sofortigen oder dringenden Behandlungsbedarf (1 842) oder aber gar keine Wartezeit hatten (1 047) oder nicht einwilligungsfähig waren oder zu schlecht Deutsch oder Englisch sprachen. Das heißt, 52 % der Patienten wurden in der Auswertung gar nicht berücksichtigt. Die ausgeschlossene Patientengruppe mit dem „dringenden Behandlungsbedarf“ macht immerhin 28 % der Gesamtpatienten aus. Dies sind doch aber gerade die „echten“ Notfälle, für die die Notfallambulanz primär da sein sollte. Die Restgruppe von 42 %, die dann befragt wurde, schätzt zu mehr als der Hälfte die eigene Dringlichkeit als niedrig ein. Das bedeutet, dass nur von einem Fünftel der Gesamtgruppe (21 %) eine solche Einschätzung vorliegt. Dagegen steht in der ersten „Kernaussage“, dass mehr als die Hälfte der Patienten, die eine Notaufnahme aufsuchten, die Dringlichkeit ihrer Behandlung als niedrig bewerteten und damit nicht unter die Definition eines Notfalls fallen. Hier wird eine untersuchte Teilmenge mit der Gesamtmenge gleichgesetzt. Gute Statistik sieht anders aus. Gerade im Zeitalter von „alternativen Fakten“ sollten wir auf nüchterne und ehrliche Information setzen.
DOI: 10.3238/arztebl.2018.0065a
Dr. med. Bettina von Stuckrad
26757 Borkum
stuckrad@gmx.de
1. | Scherer M, Lühmann D, Kazek A, Hansen H, Schäfer I: Patients attending emergency departments—a cross-sectional study of subjectively perceived treatment urgency and motivation for attending. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 645–52 VOLLTEXT |
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