POLITIK
Gesundheitskompetenz: Aktionsplan mit viel Spielraum


Jeder zweite in Deutschland hat eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Ein Nationaler Aktionsplan soll dieses Problem beheben. Die Akteure, die die hier aufgelisteten 15 Empfehlungen umsetzen sollen, werden jedoch noch nicht benannt.
Nicht jeder findet sich im deutschen Gesundheitssystem und den dazugehörigen vielseitigen Onlineangeboten zurecht. Gut die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland hat Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen zu verstehen und einzuschätzen. Nur sieben Prozent kommen mit dieser Herausforderung sehr gut, 38 Prozent ausreichend gut zurecht. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die im Deutschen Ärzteblatt (4/2017) veröffentlicht wurde. Diese Zahlen haben nicht nur die Erstautorin Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld „erschüttert“. Zusammen mit der Hertie School of Governance und dem AOK Bundesverband haben die Autoren daher einen Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers Hermann Gröhe (CDU) erarbeitet. Nachdem bereits viele andere Länder, wie Schottland, England und Wales sowie die USA, Kanada und Australien Strategiepapiere zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz vorgelegt haben, wurde am 19. Februar jetzt auch ein entsprechender Plan für Deutschland präsentiert.
Frühe Förderung
Der Plan soll die im Juni 2017 unter anderem durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gegründete „Allianz für Gesundheitskompetenz“ ergänzen. „Mit dem Nationalen Aktionsplan gibt es nun einen wissenschaftlichen Leitfaden, der zeigt, wie die Gesundheitskompetenz in unserem Land bei der Bildung, Ernährung und Arbeit, aber auch durch einen verständlicheren Austausch zwischen Arzt und Patient gestärkt werden kann“, sagte Gröhe in Berlin. Der Präsident der Bundesärztekammer Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery betonte die Relevanz der sprechenden Medizin: „Unsere Aufgabe als Ärzte ist es, den Patienten die Befunde verständlich zu erklären.“ Dazu benötigten Ärzte aber auch mehr Zeit.
Darüber hinaus sprechen sich die Autoren für „klare Kennzeichnungspflichten“ für die Hersteller von Lebensmitteln aus, etwa durch eine Lebensmittelampel. Die Förderung der Gesundheitskompetenz muss laut dem Aktionsplan so früh wie möglich beginnen, in Kitas und Schulen, am Arbeitsplatz, im Wohnumfeld und in den Kommunen. Dabei sollen fünf Prinzipien gelten:
- soziale und gesundheitliche Ungleichheit verringern,
- individuelle und strukturelle Bedingungen verändern,
- Partizipation und Teilhabe ermöglichen,
- Chancen der Digitalisierung nutzen sowie
- Kooperation von Akteuren aus allen Bereichen der Gesellschaft herstellen.
Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), geht der Aktionsplan nicht weit genug: „Damit die Umsetzung gelingt, brauchen wir eine Systematik und verbindliche Ziele.“ Weiter kritisierte sie, dass der Aktionsplan weder Akteure noch den Zeitplan klar benennt. Viele Projekte wären bereits seitens der BZgA gestartet. „Wir müssen jetzt Parallelstrukturen vermeiden“, warnte Thaiss.
IQWiG plant Internetportal
Zwar hält das Internet bereits viele qualitativ gute Gesundheitsinformationen bereit. Das Problem sei diese zu finden. Denn die mit Abstand am meisten benutzte Suchmaschine Google sortiere nicht nach Qualität, sagte die Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz der Hansestadt Hamburg, Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Sie wünscht sich daher ein Gesundheitsportal mit Siegel. Konkrete Pläne dafür benennt der Aktionsplan jedoch nicht. Bereits Anfang 2017 hatte das BMG das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG) beauftragt, ein Konzept für ein Nationales Gesundheitsportal zu erarbeiten, das kürzlich vorgelegt wurde. Das im Koalitionsvertrag erwähnte Portal soll wissenschaftlich belegte und unabhängige Informationen zusammenführen. „Wir würden uns wünschen noch dieses Jahr einen Träger für dieses Konzept zu finden“, sagt Dr. rer. medic. Klaus Koch, Leiter des Ressorts Gesundheitsinformation im IQWiG. Kathrin Gießelmann
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.am Dienstag, 27. Februar 2018, 10:21
Aus der Ecke kommt der Einwand!
120. Deutscher Ärztetag 23.-26.05.2017 in Freiburg. TOP VII Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung: „Handlungskompetenz: Management (nosokomialer) Infektionen mit multiresistenten Erregern.“
Aber zwischen nosokomialer Infektion und Lyme-Krankheit liegt wohl doch noch ein Unterschied, wobei die Schwierigkeitsgrade ähnlich sein können. Jedenfalls sind die Diagnosen trotz positiver Serologie bei A-69.2 nicht selten: G63.-*, G35.-, G12.-, F45.-, usw., usw. Das dürfte bei allem Wohlwollen sicherlich nicht vorkommen!! Da liegen noch erhebliche Defizite! Die gilt es ins Auge zu fassen und nicht kleinzureden.
am Montag, 26. Februar 2018, 23:12
Es reicht ein Blick in die Weiterbildungsordnung
https://www.aerztekammer-berlin.de/10arzt/15_Weiterbildung/10Weiterbildungsordung/00_WbO_2004_inkl_1_bis_10_Nachtrag.pdf
Ein eigenständiger Facharzt wäre politisch sicher sinnvoll, es ändert aber nichts am Fachwissen und dem Engagement der vorhandenen Infektiologen und am Mangel geeigneter Weiterbildungsstellen.
am Montag, 26. Februar 2018, 09:56
In Deutschland existiert kein Facharzt für Infektiologie (s. KW19DÄB a948.pdf).
am Sonntag, 25. Februar 2018, 20:45
Erst gestern...
Außerdem gibt es ja noch seit vielen Jahren den in der ambulanten/stationären Labormedizin angegliederten Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
am Sonntag, 25. Februar 2018, 20:39
Fortsetzung
Erst gestern
Außerdem gibt es ja noch den in der ambulanten/stationären Labormedizin angesgliederten Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund
am Sonntag, 25. Februar 2018, 20:20
Ihre pseudo-"infektiologischen" Ausführungen,
Ganz im Gegenteil: "Infektiologen erhöhen Behandlungsqualität und Patientensicherheit
Wie entscheidend sich das Fachwissen eines Infektiologen auf Behandlungsergebnisse auswirkt, zeige beispielhaft eine aktuelle Auswertung mehrerer Studien. Behandelt ein spezialisierter Infektiologe eine durch das Bakterium Staphylococcus aureus ausgelöste Sepsis – eine mitunter tödlich verlaufende Blutvergiftung – sinkt die Sterblichkeit der Patienten um rund die Hälfte, im Vergleich zum üblichen Ärzteteam. Doch derzeit sind in deutschen Kliniken nur rund 300 Infektiologen im Einsatz. Die DGI schätzt den Bedarf auf mindestens 1000.
Bisher gibt es 24 zertifizierte Zentren in Deutschland
Deshalb schuf sie bereits in den vergangenen Jahren die Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige infektiologische Weiterbildung: Deutschlandweit zertifizierte die Fachgesellschaft 24 „Zentren Klinische Infektiologie (DGI)“, die sowohl in der Versorgung und Betreuung von Patienten mit Infektionskrankheiten, als auch in der infektiologischen Forschung herausragen und sich in besonderer Weise für Fort- und Weiterbildung engagieren."
https://blog.klinik-wissen-managen.de/gefordert-und-gefoerdert-zusatzweiterbildung-infektiologie/
am Sonntag, 25. Februar 2018, 14:09
Fehlende Gesundheitskompetenz kostet Milliarden Euro!
In Deutschland existiert kein Facharzt für Infektiologie (s. KW19DÄB a948.pdf). Die Gesundheits- NEIN die Fachkompetenz der Mediziner in dieser Kategorie muss wohl in ähnlichem Grad angesetzt werden – 90 % Inkompetenz: häufige Fehlinterpretation der Laborergebnisse, Spannung zwischen antibakt. Antiinfektiva-Horror (Therapieverweigerung) über Missachtung des Standards d. M. bis hin zu Fluchtdiagnosen: ICD-10-GM-2018: G63.-*, G35.-, G12.-, F45.-, usw., usw.
Fehlende Fachkompetenz kostet ? Milliarden Euro – eingeschränkt auf die Kompetenz in Infektiologie sicherlich auch noch ? Millionen Euro – ohne dass strukturell versucht wird, Abhilfe zu schaffen!
B…Republik Deutschland
am Sonntag, 25. Februar 2018, 14:08
Fehlende Gesundheitskompetenz kostet Milliarden Euro!
In Deutschland existiert kein Facharzt für Infektiologie (s. KW19DÄB a948.pdf). Die Gesundheits- NEIN die Fachkompetenz der Mediziner in dieser Kategorie muss wohl in ähnlichem Grad angesetzt werden – 90 % Inkompetenz: häufige Fehlinterpretation der Laborergebnisse, Spannung zwischen antibakt. Antiinfektiva-Horror (Therapieverweigerung) über Missachtung des Standards d. M. bis hin zu Fluchtdiagnosen: ICD-10-GM-2018: G63.-*, G35.-, G12.-, F45.-, usw., usw.
Fehlende Fachkompetenz kostet ? Milliarden Euro – eingeschränkt auf die Kompetenz in Infektiologie sicherlich auch noch ? Millionen Euro – ohne dass strukturell versucht wird, Abhilfe zu schaffen!
B…Republik Deutschland