SPEKTRUM: Akut
Hepatitis-C-Infektion: Nur jeder fünfte ist identifiziert


Ganz überwiegend handelt es sich bei letzteren um medizinische oder nichtmedizinische Maßnahmen, die unter
mangelnden Hygienebedingungen vorgenommen werden - wie Piercing oder Tätowieren, aber auch insterile
Akupunktur, Ozontherapie oder Reihen-Impfpraxis. Nach Angaben von Prof. Stefan Zeuzem (Frankfurt) kommt
es in einem sehr hohen Prozentsatz (etwa 70 bis 80 Prozent) zur Chronifizierung, bei jedem vierten Patienten ist
mit einem fortschreitenden Verlauf zur Leberzirrhose zu rechnen. Ist dieses Stadium eingetreten, besteht ein
Risiko von zwei bis sechs Prozent pro Jahr, daß der Patient ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) entwickelt.
Die Prognosen sind alarmierend: Da die Inzidenz der HCV-Infektion in der westlichen Welt massiv ansteigt,
rechnen die Experten mit einer Zunahme des HCC um 60 Prozent.
Die Diagnose ist erschwert durch fehlende Transaminasen-Erhöhung in 40 Prozent; die übermäßige Müdigkeit
der Infizierten wird oft nicht als Charakteristikum erkannt. Für die Praxis formulierten Zeuzem und sein
Hannoveraner Kollege Prof. Michael Manns folgende Ratschläge: Um der hohen Dunkelziffer zu begegnen,
sollten Ärzte gezielt nach Risiken fragen. Alle Patienten, die vor 1990 Blutkonserven erhalten haben, die - auch
nur einmalig - i.v. Drogen benutzt haben, sollten unbedingt auf erhöhte Transaminasen untersucht werden. Im
positiven Fall ist ein HCV-Antikörpertest durchzuführen. Den Beweis für die Infektion sollte der Facharzt über
den Virusnachweis führen und danach die Therapie - am besten im Rahmen von Studien - festlegen. Einmal
gebildete Antikörper können bis zu zehn Jahren persistieren, haben jedoch keinen Schutzeffekt. Eine Impfung ist
für die kommenden Jahre nicht in Sicht. Dr. Renate Leinmüller
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