

Es ist höchste Zeit, dass dieses Thema aufgegriffen wird! Zurückhaltung ist fehl am Platz, denn wenn die Autoren von der „Grauzone der Indikationsstellung“ sprechen (1), ist das nichts weniger als ein Euphemismus angesichts der Erfahrungen im Alltag: Es ist die Schwarzzone! In einer mittelgroßen kardiologischen Praxis sehen wir nahezu täglich Menschen, bei denen Herzschrittmacher und implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) unter weitester Indikationsstellung und nicht selten auch bei Fehlen einer Indikation (zum Beispiel Schrittmacher bei Digitalisintoxikation, ICD bei Erstmanifestation einer eingeschränkten Pumpfunktion ohne adäquate Medikation oder bei Myokarditis) implantiert wurden.
Jenseits der ethischen und strafrechtlichen Aspekte kann man auch verstehen, dass junge Ärzte wenig Freude an ihrer Tätigkeit in der Klinik finden, wenn sie Kranke – auf Druck von oben – für solche Eingriffe aufzuklären haben. Der Exodus ins Ausland oder ganz aus der Medizin ist die unausweichliche Folge. Es gibt also viele Gründe, solche Praktiken zu thematisieren – und vor allem dagegen vorzugehen, ehe der Ruf der Ärzteschaft unwiederbringlich Schaden erleidet.
DOI: 10.3238/arztebl.2018.0267c
Dr. med. Michael Kuklinski
Aalen
1. | Wehkamp KH, Naegler H: The commercialization of patient-related decision-making in hospitals—a qualitative study of the perceptions of doctors and chief executive officers. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 797–804 VOLLTEXT |
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.