ArchivDeutsches Ärzteblatt44/1999Teueflische Therapie: Ein Beispiel von der Wirkung des Schreckens

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Teueflische Therapie: Ein Beispiel von der Wirkung des Schreckens

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LNSLNS Ein Advokat zu London, der verwichenen Sommer sehr vom Podagra geplagt, und verschiedene Wochen lang die Stube hüten musste, gerieth wegen der Schmerzen in die grösste Wuth, so dass er die abscheulichen Flüche ausstiess, seinen Fuss verfluchte, und wünschte, dass der Teufel ihn lieber holen, und von seinen Fuss befreyen möchte, als ihn länger solche Pein ausstehen zu lassen.
Ein Caminfeger wurde bestellt, den Küchencamin zu fegen. Der Meister schickte seinen Jungen voraus, und sagte zu ihm, dass er bald nach kommen würde. Der Junge stieg indessen in den Camin, denselben zu untersuchen, allein im Heruntersteigen verfehlte er seinen Gang, und kam in den Camin der Stube, wo der Advokat sass, und über seinen podagraschen Fuss fluchte (hier ist zu merken, dass der Küchen- und Stubencamin einen Schornstein hatte). Der Junge stattete, als er den Advokaten sahe, im Vorbeygehen sein Compliment ab, und sagte: Ihr Diener, mein Herr! mein Meister wird bald nach kommen!
Der Advokat, welcher von der Caminfegerey nichts wusste, glaubte, dass sein Fluchen den Teufel herbey geführet habe, und er erschrack so, dass er seine Schmerzen vergass, aus der Stuhle sprang, und zum Erstaunen der ganzen Familie in die Küche herunter gieng, in welcher er seit dem Podagra nicht gewesen war. Das Ausserordentlichste dabey ist, dass er seit der Zeit davon befreyet geblieben. (Vossische Zeitung, Berlin, Nr. 12, Jahrgang 1776; gesammelt von J. F. Volrad Deneke)

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