MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
An Seltenes denken – Atraumatische Milzblutung
Think of rare things—atraumatic splenic hemorrhage
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Eine 58-jährige Frau stellte sich mit in die linke Schulter ausstrahlenden Oberbauchschmerzen vor. Bei rezidivierenden aethyltoxischen Pankreatitiden und erhöhter Pankreas-Amylase wurde initial von einem erneuten Schub der chronischen Pankreatitis ausgegangen. In der Sonographie ließ sich wenig freie Flüssigkeit peripankreatisch darstellen. Anamnestisch und klinisch bestand kein Anhalt für ein vorgängiges Trauma. Bei intermittierender Kreislaufinstabilität und Abfall des Hb-Wertes wurde bei vermuteter Gefäßarosion eine computertomographische Angiographie des Abdomens durchgeführt. Es zeigte sich eine spontane atraumatische Milzblutung (Abbildung), die radiologisch-interventionell versorgt wurde. Die Patientin erholte sich im Anschluss vollständig.
Atraumatische Milzblutungen sind verglichen mit traumatischen Milzblutungen selten. Spontane Milzrupturen können atraumatisch-idiopathisch (7,0 %) und atraumatisch-pathologisch (93 %) insbesondere im Rahmen von entzündlichen, hämatologischen oder neoplastischen Pathologien auftreten, ebenso nach invasiv-diagnostischen Prozeduren. In publizierten Fallserien wird ein Zusammenhang zwischen chronischer Pankreatitis und spontanen Milzrupturen beschrieben. Die Symptomatik der Patientin wird als Kehrsches Zeichen benannt. Die Diagnostik erfolgt primär mithilfe der Sonographie und/oder der Computertomographie, die Behandlung interventionell-radiologisch oder chirurgisch mittels Splenektomie.
Dr. med. Gian-Andrea Cajöri, Prof. Dr. med. Michael Christ, Interdisziplinäres Notfallzentrum, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Schweiz, michael.christ@luks.ch
Dr. med. David Benz, Klinik für Radiologie, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Schweiz
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Cajöri GA, Benz D, Christ M: Think of rare things—atraumatic splenic hemorrhage. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 355. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0355
►The English version of this article is available online: www.aerzteblatt-international.de
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