MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Differenzialdiagnose hellroter Totenflecke
The differential diagnosis of light-red livor mortis
;


Ein Mann war zuhause leblos aufgefunden worden. Wegen ausgeprägter Totenstarre wurde keine Reanimation eingeleitet. Bei der Leichenschau zeigten sich die Totenflecke (Livores) erwartungswidrig nicht bläulich-livide, sondern hellrot (Abbildung). Differenzialdiagnostisch war zu beachten, dass hellrote Totenflecke auch früh postmortal und – inhomogen – bei Kälteexposition auftreten (Reoxigenierung durch Diffusion), jedoch auch bei CO-Intoxikation. Zur Abgrenzung halfen die Totenflecke im Bereich der Nagelbetten: Bei Kälte wären diese weiterhin bläulich-livide (mangels Sauerstoffdiffusion durch die Nägel), bei CO-Intoxikation können sie hellrot (wie beim Lebenden) sein. Typisch „kirschrote“ Totenflecke sind jedoch erst ab einem CO-Hb-Wert von > 30 % (und dann zunehmend besser) erkennbar. Um weitere CO-Intoxikationen oder gar Todesfälle zu verhindern, ist es wichtig die CO-Quelle zu identifizieren (insbesondere defekte Heizanlagen, hier ein Grill). Fremdanamnestisch ergaben sich keine Hinweise auf gravierende somatische Vorerkrankungen (cave: dann wäre bereits bei geringen CO-Hb-Konzentrationen der Todeseintritt möglich, ohne hellrote Totenflecke). Aufgrund deutlicher Anhaltspunkte für einen nichtnatürlichen Tod wurde die Kriminalpolizei informiert.
Dr. med. Benno Schäffer, Prof. Dr. med. Oliver Peschel, Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, benno.schaeffer@gmail.com
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Schäffer B, Peschel O: The differential diagnosis of light-red livor mortis. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 585. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0585
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.