MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Polymorphe Lichtdermatose in der Gestalt von Erythema multiforme
Polymorphous light eruption mimicking Erythema multiforme
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Ein 11-Jahre altes Mädchen präsentierte sich mit akut juckender, schießscheibenartigen, blasigen Läsionen auf beiden Handrücken. Diese hatten vor drei Wochen, nach UV-Exposition, begonnen. Wir sahen zusätzlich residuale Läsionen einer Herpes-labialis-Infektion an der Oberlippe und vermuteten ein Erythema multiforme. Die Histologie zeigte oberflächige und tiefe lymphozytäres Infiltrate, Spongiose und ein unauffälliges Stratum corneum. Dies war kompatibel mit einer polymorphen Lichtdermatose. Das Fehlen von nekrotischen Keratinozyten und die Verteilung der juckenden Hautveränderungen mit einer Akzentuierung der UV-belasteten Arealen, sprachen ebenfalls gegen die Diagnose „Erythema multiforme“. Weitere Befragungen ergaben, dass die Hautausschläge nicht gleichzeitig mit der Herpes-simplex-Infektion auftraten. Es erfolgte eine topische Behandlung mit Fusidinsäure und Betamethason. Außerdem wurde angeraten, Sonneneinstrahlung zu vermeiden und Sonnenschutzmittel anzuwenden. Eine prophylaktische Phototherapie wurde geplant. Die polymorphe Lichtdermatose ist die häufigste immunvermittelte Photodermatose. Sie tritt innerhalb weniger Stunden bis Tage nach Lichteinwirkung auf und wird als eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion auf neu UV-induzierte Antigen(e) angesehen.
Dr. med. Diana Miguel, Dr. med. Claudia Lindhaus, Klinik für Hautkrankheiten der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Diana.Miguel@med.uni-jena.de
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Miguel D, Lindhaus C: Polymorphous light eruption mimicking Erythema multiforme. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 627. DOI: 10.3238/arztebl.2018.0627
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
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