ArchivDeutsches Ärzteblatt41/2018Bewegungstherapie: Die heilsame Wirkung des Tango

MEDIEN

Bewegungstherapie: Die heilsame Wirkung des Tango

Dmoch, Walter

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Tangounterricht kann Entwicklungen anstoßen und Heilungseffekte erzielen: Die Körperhaltung wird verbessert und das Paar ist im kommunikativen Austausch mit der Gruppe. Wesentlich tiefer greifend als normaler Tangounterricht sind Elemente aus dem Tango Argentino als Neurotango, da sie auf bestimmte therapeutische Schwerpunkte fokussiert werden können.

Vor dem Hintergrund der in den vergangenen zehn Jahren publizierten wissenschaftlichen Ergebnisse der bewegungstherapeutischen Arbeit mit Tangoelementen hat die Autorin – selbst erfahrene Tangolehrerin – in zehn gut gegliederten Kapiteln systematisch dargestellt, wie ein Training mittels verschiedener „Tango-Tools“ als physiotherapeutische Maßnahme die Motilität bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, MS und sogar bei beginnender Demenz verbessern kann.

Dabei schickt die Autorin im ersten Kapitel Hinweise voraus, wie Tangotherapie als analytisch-diagnostische und als therapeutische Methode nutzbar ist. Im zweiten Kapitel stellt sie mit Verweis auf die Studienlage dar, dass viele Menschen mit dem Tango beginnen, wenn sie einen Verlust erlitten haben. Die Autorin vermutet, dass die Kraft der Umarmung beim Tango eine psychisch stabilisierende Wirkung hat.

Das dritte Kapitel beschreibt die physikalischen und physiologischen Gesetzmäßigkeiten von Grundschritten und komplexen Figuren im Tango. Kapitel vier thematisiert die Rolle der Achtsamkeit für das Paar. Auch für Situationen mit weniger optimalen Abläufen werden anschauliche klinische Beispiele zu deren Handhabung gegeben.

Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem symbolischen Ausdruck des Körpers. Die hier genannten Elemente werden schließlich im sechsten Kapitel mit den „Tango Tools“ in Verbindung gebracht – diese stellen das Handwerkszeug der Tangotherapie, speziell des Neurotango dar. Das siebte Kapitel über den symbiotischen Effekt wird im achten Kapitel dahingehend vertieft, als es das Wechselspiel von Führen und Folgen beziehungsweise Impulse geben und Impulse umsetzen behandelt. In diesem Zusammenhang werden auch Bezüge zum Einsatz des Neurotango zur Persönlichkeitsentwicklung oder für Coachingseminare hergestellt und vier Übungsbeispiele differenziert wiedergegeben. Das neunte Kapitel beschäftigt sich mit der psychologischen Komponente des Neurotango. Das abschließende zehnte Kapitel nimmt interpretierend Stellung zu den wissenschaftlichen Quellen und der Verwendung ihrer Ergebnisse.

Das Buch ist von großem Nutzen für Anwendungsgebiete in der Neurologie und Geriatrie, aber auch in der Psychiatrie. Verschiedene Abschnitte weisen auch auf vielversprechende Anwendungen im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und der Psychotherapie hin. Wer seinen Patienten die Teilnahme an einem Neurotango-Training empfehlen will, wird dies nach der Lektüre des Buches gezielt und überzeugend tun können. Walter Dmoch

Simone Schlafhorst: Neurotango – Prinzipien der Tango-Therapie. Neo Publishing, 2018, Taschenbuch, 49,99 Euro

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote