

Wir sind dankbar für die Diskussionsbeiträge und Ergänzungen zum Thema der Hämaturieabklärung. Es ist wichtig, neben den (im Beitrag) in der Grafik 1 genannten möglichen Ursachen für eine Hämaturie weitere, wenn auch seltene Ursachen in Erwägung zu ziehen. Dazu zählen gynäkologische Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Endometriose, die sich im Urogenitaltrakt manifestieren kann, oder eine urogenitale Atrophie, die mit einer durch lokale Östrogenisierung reversiblen Mikrohämaturie einhergehen kann. Außerdem sollte anamnestisch eine Pseudohämaturie durch den Konsum bestimmter Nahrungsmittel ausgeschlossen werden sowie durch falsch-positive Befunde der häufig hochsensitiven Urinstreifentests (1).
Im Februar 2019 wird die überarbeitete Version der Handlungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) vorliegen (2). Sie basieren auf einem „Urin-Schnelltest“ mittels Streifentest. Es wird anhand bereits bestehender Erkrankungen sowie etablierter Risikofaktoren eine Stratifizierung der Patienten für eine weitere Abklärung vorgeschlagen, um eine Überdiagnostik zu vermeiden. Begleitend wurden Patienteninformationen zur Hämaturie erstellt. Diese können die Betroffenen befähigen, über eine Überweisung zum Urologen und die Durchführung weiterer Untersuchungen mit zu entscheiden.
Zur Stellungnahme von Herrn Dr. Mainz möchten wir ergänzend klarstellen, dass wir kein „opportunistisches Screening” auf Hämaturie empfehlen. Wenn jedoch bereits positive Befunde im Streifentest vorliegen, halten wir es angesichts der oben bereits erwähnten hohen Rate an falsch-positiven Befunden für wichtig und konsequent, die Hämaturie mittels Sedimentanalyse zu bestätigen, bevor eine weitere Diagnostik durchgeführt wird. Relevante Diagnosen sollten auch bei niedriger Prävalenz nicht verpasst werden. Nach aktueller Datenlage bietet eine nichtinvasive Ultraschalldiagnostik, gegebenenfalls in Kombination mit einer Urethrozystoskopie, bei vielen Patienten bereits eine hohe Sicherheit, um maligne Ursachen auszuschließen (3). Überdiagnostik mit hohem apparativen Aufwand und unnötigen Kosten kann durch ein abgestuftes, risikoadaptiertes Vorgehen reduziert werden.
DOI: 10.3238/arztebl.2019.0192b
Prof. Dr. med. Christian Bolenz
Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Ulm
Christian.Bolenz@uniklinik-ulm.de
Prof. Dr. med. Bernd Schröppel
Klinik für Innere Medizin 1, Sektion Nephrologie, Universitätsklinikum Ulm
PD Dr. med. Andreas Eisenhardt
Praxisklinik Urologie Rhein Ruhr, Mühlheim an der Ruhr
Klinik für Urologie, Kinderurologie und Uroonkologie, Universitätsklinikum Essen
Prof. Dr. med. Bernd J. Schmitz-Dräger
Sektion Urologische Onkologie, Urologische Klinik St. Theresienkrankenhaus, Nürnberg und Urologische Klinik und Kinderklinik der Universität Erlangen
Prof. Dr. med. Marc-Oliver Grimm
Klinik und Poliklinik für Urologie, Universitätsklinikum Jena
Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Rao PK, Gao T, Pohl M, Jones JS: Dipstick pseudohematuria: unnecessary consultation and evaluation. J Urol 2010; 183: 560–4 CrossRef MEDLINE |
2. | Mainz A: Nicht-sichtbare Hämaturie – weniger ist mehr! Neue S1-Handlungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Z Allg Med 2014; 90: 58. |
3. | Tan WS, Sarpong R, Khetrapal P, et al.: Can renal and bladder ultrasound replace CT urogram in patients investigated for microscopic hematuria? J Urol 2018; pii: S0022–5347. |
4. | Bolenz C, Schröppel B, Eisenhardt A, Schmitz-Dräger BJ, Grimm MO: The investigation of hematuria. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 801–7 VOLLTEXT |