BRIEFE
Psychotherapeuten: Untrennbar – Körper und Seele


Der „Referentenentwurf zur Reform der Psychotherapeutenausbildung“ vom 3. Januar 2019 ist in der Tat unerträglich. Er setzt fort, was schon die leichtfertige Einführung des „Heilpraktiker für Psychotherapie“ 1993 gezeigt hatte: erstens die Geringschätzung des Psychischen. Zweitens den Versuch, dieses aus der ärztlichen Kerntätigkeit herauszulösen – und damit, drittens, das Ärztliche auf das „Körperliche“ zu reduzieren. Dass sich die Stellungnahme der Bundesärztekammer vom 30. Januar 2019 dagegen ausspricht, ist selbstverständlich. Und der engagierte Beitrag von BÄK-Präsident Prof. Montgomery im Deutschen Ärzteblatt unterstreicht das.
Doch leider findet sich das stärkste Argument gegen den Referentenentwurf gar nicht in der Stellungnahme der Bundesärztekammer – sondern nur im Beitrag des BÄK-Präsidenten.
Schlüsselsatz ist die Feststellung: „Wieder werden (in dem Entwurf) Körper und Seele getrennt.“ Tatsächlich gehört ja – in der BÄK-Stellungnahme eher nebenbei erwähnt – die Psychosomatik nicht nur zum „Facharzt/Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“. Dass Körperliches und Seelisches untrennbar sind, gehört vielmehr seit Langem zum medizinischen Grundwissen:
1) Fast jede schwere somatische Erkrankung (zumal das Wissen darum) geht mit psychischen Veränderungen einher;
2) fast jede tiefe und länger anhaltende psychische Störung wirkt sich auch körperlich aus (Blutdruck, Kreislauf, Verdauung, Schlaf, Psychoneuroimmunologie usw.).
Diesen Sachverhalt zu ignorieren (erst recht mit der Vorstellung, nicht-ärztliche Psychotherapeuten verschreibungspflichtige Medikamente anwenden zu lassen), stellt einen Angriff auf unser Grundverständnis von Arzt und Medizin dar. Dagegen muss sich die Ärzteschaft mit allen Mitteln zur Wehr setzen.
Dr. med. Hanjo Lehmann, 12157 Berlin
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