

Damit die Rettungsleitstelle bei einem Notfall schnell geeignete Einsatzkräfte alarmieren kann, müssen Anrufer wichtige Informationen durchgeben. Bewährt haben sich die „5 W“. Diese gelten auch für den „Notruf Liebeskummer“, meint Autor Sebastian Gillmeister, der in Ulm Medizin studiert.
Wenn man den Notruf wählt, muss man schnell wichtige Informationen geben können. Schon im Erste-Hilfe-Kurs lernt man eine Abfolge von Fragen, die allgemein als die „5 W“(1) bekannt sind:
Wo ist es geschehen?
Wer ruft an?
Was ist passiert?
Wie viele Betroffene?
Warten auf Rückfragen
Analog dazu kann man mit Liebeskummer umgehen.
Wo wird Liebeskummer empfunden?
Schaut man sich die Definition von Liebeskummer an, so scheint es vor allem um den Verlust von emotionalen Bindungen zu gehen. Beim Verlust von sozialen Bindungen wird der dorsale anteriore cinguläre Kortex (dACC), wo sowohl das Empfinden von Schmerz als auch die emotionale Bindung assoziiert ist, aktiviert (2).
Wer ist zumeist davon betroffen?
Da Liebeskummer kein psychologisch gut erforschtes Phänomen ist, ist nicht eindeutig zu sagen, welches Geschlecht mehr davon betroffen ist (3). Hört man sich im Freundeskreis um, kann man den Eindruck bekommen, dass eher Mädchen oder Frauen unter Liebeskummer leiden. Doch vielleicht machen Jungen oder Männer das Thema auch nicht so öffentlich, wie es die Mädchen oder Frauen handhaben. Zudem ist Liebeskummer häufig ein Teenagerproblem, aber auch ältere Personen sind davon betroffen.
Was geschieht bei Liebeskummer?
Bezogen auf das vorherig beschriebene Areal, in dem Liebeskummer empfunden wird, treten vor allem vegetative Symptome auf beispielsweise Fieber, Agitiertheit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Hyperventilation (4).
Wie viele Male kann Liebeskummer auftreten?
Wenn man den Begriff „Liebeskummer“ in diversen Suchmaschinen eingibt, erscheinen vor allem Tipps und Tricks, wie man diesen „Schmerz“ bewältigt oder mit ihm umgehen kann. Man spricht sogar davon, dass Liebeskummer krank machen soll oder kann (2). Das hängt damit zusammen, dass viele Menschen – wenn sie unter Liebeskummer leiden – Versuche unternehmen, die Partnerschaft zu retten oder oder sich zurückziehen (3). Das kann auf Dauer „krank“ machen. Bereits in der Antike hat man von einer Arrhythmie bei Liebeskummer gesprochen (4). Übertragen auf die erregten Areale führt das zu einer Chronifizierung und zu noch schmerzhafteren Ereignissen bei Liebeskummer, die sich unterschiedlich manifestieren können (2).
Warten und verarbeiten
Auf Nachfrage bei der Psychosozialen Beratungsstelle – die an fast jeder Universität als Abteilung des Studierendenwerks zu finden ist und die man jederzeit auch bei Liebeskummer aufsuchen kann – gehen Studierende unterschiedlich mit dem Problem Liebeskummer um. Meist gibt es nach Aussagen der Berater verschiedene Phasen, die entweder alle – teils chronologisch – durchgemacht werden oder manchmal werden auch einzelne Phasen ausgelassen. Da das Empfinden von Liebeskummer individuell ist, kann man also auch keine allgemeingültige Aussage treffen, was hilft, diesen Schmerz zu verarbeiten. Letztlich lassen sich gewisse Parallelen in Bezug auf die Verarbeitung von Trauer ziehen. Auch hier sind gewisse Phasen zu beobachten (5).
Interessanterweise ist als erste Hilfe Musik geeignet. Eine Studie hat gezeigt, dass Frauen zwar auch häufig Liebeslieder hören, wenn sie keinen Liebeskummer empfinden. Männer dagegen hören mehr Liebeslieder, wenn sie Liebeskummer zu bewältigen haben. Das hängt damit zusammen, dass die Areale, in denen Musik verarbeitet wird, in naher Verwandtschaft zu den Arealen liegen, in denen Liebeskummer empfunden wird. Das bedeutet, dass hier nicht nur eine räumliche Nähe vorliegt, sondern auch eine gemeinsame kognitive Verarbeitung zu finden ist (6). ■