

50 bis 70 Prozent aller Menschen werden mindestens einmal im Leben traumatisiert, sei es durch einen Unfall, eine Gewalttat oder eine Naturkatastrophe. Nicht alle erkranken jedoch an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Chinesische Hirnforscher um Xiaoruia Su von der West China Hospital of Sichuan University (China) haben sich jetzt damit beschäftigt, welche Spuren ein Trauma im Gehirn hinterlässt und ob sie die PTBS erklären können. Die Forscher untersuchten die Gehirne von 78 PTBS-Patienten und 71 Nicht-Patienten mithilfe der Magnet-
resonanzspektroskopie. Alle Patienten hatten dasselbe Erdbeben ein Jahr zuvor miterlebt.
Su und Kollegen fanden in den Gehirnen der PTBS-Patienten auffällige Veränderungen, vor allem eine erhöhte N-Acetylaspartat-Konzentration im anterioren zingulären Kortex, eine erhöhte Kreatin-Konzentration in der linken Amygdala und eine erhöhte Myo-Inositol-Konzentration in der rechten Amgydala. Außerdem war das Volumen der Amygdala beidseitig verringert. Laut den Autoren können die verschiedenen metabolischen Aktivitäten in den Amygdala-Hälften auf einen Schutzmechanismus des Gehirns zurückgeführt werden, bei dem verstärkt Gliazellen ausgebildet werden. Darüber hinaus konnten sie nachweisen, dass es Unterschiede zwischen dem Früh- und Spätstadium einer PTBS gibt. So ist die N-Acetylaspartat-Konzentration anfangs höher als später.
Die Studie zeigt, dass ein Trauma nicht nur psychische, sondern auch physiologische Spuren hinterlässt und das Gehirn verändert. Sie gibt außerdem einen Einblick in die metabolischen Prozesse, die ein Trauma im Gehirn auslöst, und ermöglicht die Verbesserung von Traumatherapien und des Verständnisses für den Verlauf der Erkrankung. ms
Su X, Xia C, Wang W, et al.: Abnormal metabolite concentrations and amygdala volume in patients with recent-onset posttraumatic stress disorder. Journal of Affective Disorders 2018; 241: 539–45.