

Gleich vorweg: Dieses Buch eignet sich nicht, um schnell einen Überblick zu Definition und Stand der Forschung von Hochsensibilität zu bekommen. Es ist eher ein Buch, das anregt in neue Richtungen zu denken.
Die einzelnen Kapitel sind von verschiedenen Autoren geschrieben. Herausgeberin ist Jutta Böttcher – selber hochsensibel, studierte Kauffrau und Coach. Das Buch gliedert sich in eine Einleitung, den Erfahrungsbericht einer Hochsensiblen sowie Kapitel zu Hochsensibilität und Trauma, in der somatischen Medizin, im Coaching und in der Naturheilkunde. Die Autoren sehen Hochsensibilität als positive Charaktereigenschaft und keinesfalls als Pathologie. Hochsensible Menschen sollten jedoch nicht probieren, sich übermäßig an Arbeits- oder Gesellschaftsbedingungen anzupassen und dabei sich selbst aus dem Auge verlieren. Vielmehr sei es wichtig, das eigene Potenzial und die eigenen Stärken und Visionen zu entdecken und dabei stets auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.
Das Buch zu lesen ist allerdings eine Herausforderung. Eine positive Ausnahme ist das Kapitel zu Hochsensibilität in der Medizin von Bernd Seitz, der den Leser an die Hand nimmt, Neues erklärt und definiert und an Beispielen aufzeigt. Bei den übrigen Beiträgen wäre es gut gewesen, benannte Theorien zu definieren und zu erklären. Insbesondere die Konzepte aus den Wirtschaftswissenschaften und aus der mathematischen Chaostheorie sind vermutlich nicht allen geläufig. Auch sollten Begriffe, die in verschiedenen Fachgebieten sehr unterschiedliche Bedeutungen haben können (zum Beispiel Dissoziation), definiert werden, damit verständlich wird, was die Autorin sagen will.
Das Buch ist geeignet für Psychotherapeuten und Ärzte, die schon mit dem Thema Hochsensibilität vertraut sind und nach neuen Denkanstößen suchen. Carola Maack
Julia Böttcher (Hrsg.): Fachbuch Hochsensibilität: Worauf es in der Begleitung Hochsensibler ankommt. Fischer & Gann, Munderfing 2018, 448 Seiten, gebunden, 49,80 Euro