ArchivDeutsches Ärzteblatt38/2019Prävalenz und Folgen belastender Kindheitserlebnisse in der deutschen Bevölkerung
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Hintergrund: Der Zusammenhang zwischen der Kumulation belastender Kindheitserlebnisse und einer Vielzahl von psychosozialen Auffälligkeiten wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Bevölkerungsrepräsentative Studien für Deutschland fehlen bislang. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung der Häufigkeit belastender Kindheitserlebnisse („adverse childhood experiences“, ACE), deren gemeinsames Auftreten sowie der Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten in der deutschen Bevölkerung.

Methode: 2 531 Personen (55,4 % weiblich) ab 14 Jahren (arithmetischer Mittelwert [M] = 48,6, Standardabweichung [SD] = 18) wurden mittels Fragebogen retrospektiv zu belastenden Kindheitserlebnissen (ACE) sowie psychosozialen Auffälligkeiten mittels PHQ-4 (Patient Health Questionnaire-4) und Fragen nach Aggressivität und Lebenszufriedenheit untersucht. Die Häufigkeit des Auftretens und die Kumulation belastender Kindheitserlebnisse wurden deskriptiv analysiert. Gemeinsam auftretende Muster wurden mittels latenter Klassenanalyse untersucht. Assoziationen zwischen ACE und psychosozialen Auffälligkeiten wurden mit logistischen Regressionsanalysen überprüft.

Ergebnisse: Insgesamt gaben 43,7 % der Befragten mindestens ein belastendes Kindheitserlebnis an. Vier oder mehr ACE werden von 8,9 % berichtet. Am häufigsten wurden elterliche Scheidung/Trennung (19,4 %), Alkoholkonsum und Drogenmissbrauch in der Familie (16,7 %), emotionale Vernachlässigung (13,4 %) und emotionale Misshandlung (12,5 %) genannt. In der latenten Klassenanalyse wurden vier Muster belastender Kindheitserlebnisse identifiziert (keine ACE, Probleme im Elternhaus, Kindesmisshandlung, multiple ACE). Im kumulativen Modell zeigte die Hochrisikogruppe mit vier oder mehr ACE ein signifikant erhöhtes Risiko für Depressivität (Odds Ratio [OR] = 7,8), Ängstlichkeit (OR = 7,1), körperliche Aggressivität (OR = 10,5) und eingeschränkte Lebenszufriedenheit (OR = 5,1).

Schlussfolgerungen: Belastende Kindheitserlebnisse sind häufig und deren Kumulation ist mit deutlich erhöhten negativen Folgen für die Betroffenen assoziiert. Präventionsansätze, die über den Bereich der Kindesmisshandlung hinausgehen und Probleme im Elternhaus, wie eine psychische Störung der Eltern miteinbeziehen, sind notwendig. Als Limitation ist die Datenerhebung mittels Selbstauskunft zu nennen.

LNSLNS

Unter belastenden Kindheitserlebnissen, „adverse childhood experiences“ (ACE) versteht man unterschiedliche Kindheitserlebnisse, die negative und anhaltende Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden haben können (1). Die ACE-Studie untersuchte den Zusammenhang belastender Kindheitserlebnisse und negativer Auswirkungen für die Betroffenen. Das Konzept der belastenden Kindheitserlebnisse beinhaltet neben dem Bereich Kindesmisshandlung auch den Bereich Probleme im Elternhaus („household dysfunction“), da ohne den Einbezug problematischer Haushaltsfaktoren der langfristige Einfluss ausschließlich auf einzelne Typen von Misshandlung attribuiert und der kumulative Effekt multipler belastender Kindheitserlebnisse nicht erfasst wird (1).

In einer Reihe von Untersuchungen wurde die Assoziation der Kumulation belastender Kindheitserlebnisse mit negativen Gesundheitsoutcomes untersucht (2). Es zeigen sich starke Zusammenhänge zwischen belastenden Kindheitserlebnissen und Alkohol- und Drogenkonsum (Odds Ratio [OR] = 10,2, 95-%-Konfidenzintervall: [7,6; 13,7]) und Suizidversuchen (OR = 37,5 [22,2; 63,3]). Das Rahmenmodell sowie der angenommene zugrunde liegende Wirkmechanismus sind in der sogenannten ACE-Pyramide dargestellt (3). Im Zentrum des Rahmenmodells stehen maladaptive, also ungünstige/gesundheitsschädliche Verhaltensweisen, die als Bewältigungsstrategien angesehen werden und die Krankheiten oder soziale Probleme begünstigen (1, 3). Folgen belastender Kindheitserlebnisse können direkt auftreten, beispielsweise posttraumatische Stresssymptome nach Erleben eines sexuellen Missbrauchs, aber auch (insbesondere körperliche Folgen) mit größerer zeitlicher Verzögerung, die in Zusammenhang mit Risikoverhaltensweisen wie etwa Rauchen steht. Die Weltgemeinschaft hat sich nachhaltige Entwicklungsziele („sustainable development goals“) bis zum Jahr 2030 gesetzt. Im Zusammenhang mit den Entwicklungszielen 3 (Reduktion verfrühter Mortalität) und 16.2 (Beendigung der Gewalt gegen Kinder) der Weltgemeinschaft (4) liefert die hier vorliegende Studie erste Schätzungen zur Häufigkeit belastender Kindheitserlebnisse in Deutschland und deren Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter.

In einer aktuellen Metaanalyse (2) zu den langfristigen Folgen belastender Kindheitserlebnisse wurde auf Basis von 37 Studien die Stärke des Zusammenhangs zwischen belastenden Kindheitserlebnissen und einer Reihe von Auffälligkeiten untersucht. Die stärksten Zusammenhänge (OR ≥ 6) zeigten sich zwischen belastenden Kindheitserlebnissen und Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch sowie interpersoneller und gegen sich selbst gerichteter Gewalt. Die Gesamtprävalenz für mindestens ein belastendes Kindheitserlebnis betrug 57 % (43–88 %). Die Prävalenz für vier oder mehr belastende Kindheitserlebnisse lag bei 13 % (1–38 %). Während aktuelle Zahlen zum Ausmaß von Kindesmisshandlung für Deutschland vorliegen (5, 6), und auch Zusammenhänge zwischen einzelnen und multiplen Misshandlungs- und Vernachlässigungsformen und Erkrankungen beschrieben wurden (7), werden in der hier vorliegenden Studie erstmals Daten zum Ausmaß belastender Kindheitserlebnisse vorgestellt. Diese Daten gehen über Kindesmisshandlung hinaus und deren Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten, wie niedrige Lebenszufriedenheit und Aggressivität, die bisher noch wenig Beachtung fanden, werden untersucht. In einer aktuellen Metaanalyse (2) liegen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem westlichen Kontinentaleuropa bislang keine publizierten repräsentativen Untersuchungen vor.

Die Studien zum Zusammenhang belastender Kindheitserlebnisse und negativer Folgen verfolgen ein kumulatives Risikomodell (8). Neben diesem ist die Identifikation von Mustern gemeinsam auftretender belastender Kindheitserlebnisse (9) und deren Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten bei den Betroffenen bedeutsam.

Die vorliegende Studie untersucht daher die Prävalenz einzelner Formen belastender Kindheitserlebnisse in der deutschen Bevölkerung und deren Zusammenhang mit den Zielvariablen Depressivität, Ängstlichkeit, eigener körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und dem Äquivalenzeinkommen. Neben diesen auf Zusammenhänge mit psychosozialen Auffälligkeiten einzelner ACE abzielenden Analysen werden im Rahmen des theoretischen Modells der belastenden Kindheitserlebnisse auch der kumulative Effekt und die Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse in Hinblick auf deren Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten bei den Betroffenen abgeschätzt.

Methode

Befragung und Teilnehmer

Es wurden 2 531 Studienteilnehmer eingeschlossen. Die deutschlandweite Datenerhebung erfolgte durch ein unabhängiges Institut für Meinungs- und Sozialforschung (USUMA, Berlin) im Zeitraum zwischen 11/2017 und 02/2018. Einschlusskriterien waren ein Mindestalter von 14 Jahren und ausreichende Deutschkenntnisse (Details zum Untersuchungsdesign siehe eMethodenteil). Die Teilnahme an der Studie setzte die informierte Einwilligung der Studienteilnehmer voraus. Das positive Votum der Ethikkommission an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig liegt vor.

Instrumente

Von allen Teilnehmenden wurden soziodemografische Informationen wie Alter, Geschlecht, Familienstand, Anzahl eigener Kinder, Schulabschluss und Konfession erhoben. Zusätzlich wurde das Äquivalenzeinkommen nach OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung [10]) berechnet.

Belastende Kindheitserfahrungen (ACE) wurden mithilfe der deutschen Version (11) des ACE-Fragebogens erfasst (1). Der Fragebogen enthält 10 Items zur Erfassung von Kindesmisshandlung und Problemen im Elternhaus auf einer dichotomen (Ja/Nein) Antwortskala (eKasten 1). Entsprechend bisheriger Studien wurde ein Summenscore für die Untersuchung des Risikos eines kumulativen Effekts herangezogen (2, 12).

Beispielfragen ACE
eKasten 1
Beispielfragen ACE

Depressivität und Ängstlichkeit wurden mit dem Patient Health Questionnaire-4 (PHQ-4) erfasst (1214) (Details im eKasten 2).

Informationen zum PHQ-4
eKasten 2
Informationen zum PHQ-4

Körperliche Aggressivität wurde anhand der Frage „Haben Sie in den letzten 12 Monaten jemanden körperlich angegriffen (beispielsweise geschlagen, geohrfeigt, an den Haaren gezogen, getreten, mit einer Waffe oder einem Gegenstand bedroht?)“ untersucht. Die Beantwortung der Frage erfolgte anhand eines dichotomen (Ja/Nein) Antwortformats.

Die Lebenszufriedenheit wurde anhand der Frage „Nun geht es um Ihre allgemeine Lebenszufriedenheit. Wie zufrieden sind Sie gegenwärtig, alles in allem mit Ihrem Leben?“ erfasst. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, auf einer 11-stufigen Skala von „überhaupt nicht zufrieden“ bis „völlig zufrieden“ zu antworten.

Statistische Analysen

Die statistischen Analysen wurden mit SPSS, Version 21, durchgeführt. Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse wurden anhand einer latenten Klassenanalyse (LCA) mit MPlus Version 7 ermittelt (15). Eine detaillierte Darstellung des Vorgehens bei der LCA findet sich im eMethodenteil.

Bei fehlenden Daten von Teilnehmern innerhalb einzelner Subanalysen wurden diese aus der jeweiligen Analyse ausgeschlossen. Diese Fehldaten lagen je nach den eingeschlossenen Variablen zwischen 2 und maximal 20 (0,8 %) fehlenden Werten pro Subanalyse. Zusammenhänge wurden mittels Odds-Ratios, adjustierte Odds-Ratios mittels Regressionen berechnet.

Ergebnisse

Von den 2 531 befragten Personen waren 1 401 (55,4 %) weiblich und 1 130 (44,6 %) männlich. Das mittlere Alter lag bei 48,6 Jahren (Standardabweichung [SD] = 18, [14 – 93]). Eine Stichprobenbeschreibung findet sich in Tabelle 1.

Stichprobenbeschreibung und soziodemografische Merkmale der 2 531 Teilnehmer innerhalb der repräsentativen Bevölkerungsumfrage
Tabelle 1
Stichprobenbeschreibung und soziodemografische Merkmale der 2 531 Teilnehmer innerhalb der repräsentativen Bevölkerungsumfrage
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds-Ratios) sowie relative Risikoraten adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperliche Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
eTabelle 1
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds-Ratios) sowie relative Risikoraten adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperliche Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)

Im Durchschnitt wurde 1,03 (SD = 1,70, [1–10]) belastende Kindheitserfahrungen angegeben. Tabelle 2 stellt die Prävalenzen der einzelnen belastenden Kindheitserfahrungen (ACE) dar. Am häufigsten wurden elterliche Scheidung/Trennung (19,4 %) und Alkohol-/Drogenmissbrauch in der Familie (16,7 %) genannt. Für die einzelnen ACE zeigten sich moderate bis hohe Zusammenhänge mit Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität sowie niedriger Lebenszufriedenheit. Diese Assoziationen werden schwächer, wenn jeweils für das gleichzeitige Auftreten der anderen neun ACE kontrolliert wird. Zwischen einzelnen ACE und dem Äquivalenzeinkommen zeigen sich moderate Zusammenhänge.

Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) sowie relative Chancenverhältnisse adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Tabelle 2
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) sowie relative Chancenverhältnisse adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
eTabelle 2
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)

Eine Übersicht über die Prävalenz von kumulierten belastenden Kindheitserfahrungen ist in Tabelle 3 abgebildet. Von mehr als der Hälfte der Personen (56,3 %) wurden keine solchen Ereignisse genannt, sodass also bei insgesamt 43,7 % mindestens ein belastendes Kindheitserlebnis auftrat. Ein Fünftel der Befragten (20,7 %) berichtete über eine belastende Kindheitserfahrung, 8,6 % über zwei und 5,4 % über drei belastende Kindheitserlebnisse. 8,9 % der Befragten gehörte zur Hochrisikogruppe, die vier oder mehr belastende Kindheitserfahrungen angaben. Es zeigt sich ein kumulativer Effekt mit sehr hohen Zusammenhängen für die Hochrisikogruppe (≥ 4 ACE) im Vergleich zur Gruppe mit keinen ACE hinsichtlich Depressivität (OR = 7,8), Ängstlichkeit (OR = 7,1), erhöhter körperlicher Aggressivität (OR = 10,5) sowie niedriger Lebenszufriedenheit (OR = 5,1).

Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE*1 und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Tabelle 3
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE*1 und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)

Unter Einbezug der Indikatoren für die Modellanpassung und der Interpretierbarkeit der Ergebnisse beschreibt ein Modell mit vier prototypischen Mustern das gemeinsame Auftreten von ACE am besten (eTabelle 3). Eine Darstellung der vier Gruppen befindet sich in Grafik 1. Die Häufigkeit psychosozialer Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe sowie den einzelnen Gruppen befindet sich in Grafik 2. Die Klassifikationswahrscheinlichkeit für die erste Gruppe „keine/wenig belastenden Erfahrungen“ war 0,96, für die zweite Gruppe „Probleme im Elternhaus“ 0,78, für die dritte Gruppe „Kindesmisshandlung“ 0,80 und für die vierte Gruppe „multiple belastende Kindheitserlebnisse“ 0,91. Hohe Odds Ratios zeigten sich für das gegenwärtige Vorliegen von Depressivität (OR = 5,3), von Ängstlichkeit (OR = 5,7), körperlicher Aggressivität (OR = 13,4) und einer niedrigen Lebenszufriedenheit (OR = 5,0) für die Gruppe 4 „multiple belastende Kindheitserlebnisse“.

Prototypische Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse auf Basis einer latenten Klassenanalyse (LCA)
Grafik 1
Prototypische Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse auf Basis einer latenten Klassenanalyse (LCA)
Häufigkeit psychosozialer Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe sowie in den einzelnen Gruppen. Es zeigt sich, dass in allen Gruppen psychosoziale Auffälligkeiten gegenüber der Gruppe ohne bzw. mit wenigen belastenden Kindheitserlebnissen deutlich erhöht sind, insbesondere in der Gruppe mit multiplen belastenden Kindheitserlebnissen
Grafik 2
Häufigkeit psychosozialer Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe sowie in den einzelnen Gruppen. Es zeigt sich, dass in allen Gruppen psychosoziale Auffälligkeiten gegenüber der Gruppe ohne bzw. mit wenigen belastenden Kindheitserlebnissen deutlich erhöht sind, insbesondere in der Gruppe mit multiplen belastenden Kindheitserlebnissen
Fit-Indizes der latenten Klassenanalyse mit 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Gruppen (n = 2 529)
eTabelle 3
Fit-Indizes der latenten Klassenanalyse mit 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Gruppen (n = 2 529)

Diskussion

In der vorliegenden Studie wurden das Ausmaß belastender Kindheitserlebnisse, deren Kumulation und Muster gemeinsamen Auftretens in der Bevölkerung sowie deren Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen den Dosis-Wirkungs-Effekt, indem mit steigender Anzahl belastender Kindheitserlebnisse das Risiko für Auffälligkeiten steigt. Insgesamt berichten 8,9 % der Befragten von mindestens vier belastenden Kindheitserlebnissen und weisen entsprechend ein hohes Risiko für die Entwicklung psychosozialer Auffälligkeiten auf. Am häufigsten werden elterliche Trennung und Scheidung, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie emotionale Vernachlässigung und Misshandlung genannt. Im Vergleich zu internationalen Studien (2) befinden sich diese Zahlen im durchschnittlichen Bereich. Im Vergleich zu Untersuchungen zum Ausmaß von Kindesmisshandlung in Deutschland (5, 6) übersteigt die Gesamtprävalenz belastender Kindheitserlebnisse die berichtete Prävalenz von 31 %. Die hier identifizierten Häufigkeiten für körperliche Misshandlung und emotionale Misshandlung liegen über den in den Studien zu Misshandlung gefundenen Häufigkeiten. Für sexuellen Missbrauch zeigt sich eine niedrigere Prävalenz. Für emotionale und körperliche Vernachlässigung liegen die Häufigkeiten deutlich unter den berichteten Prävalenzzahlen der beiden Studien zum Ausmaß von Kindesmisshandlung in Deutschland auf Basis des Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) (5, 6). Hier muss beachtet werden, dass der CTQ verschiedene Schweregradeinteilungen ermöglicht und je nach Berücksichtigung unterschiedlicher Schweregrade höhere Prävalenzraten identifiziert werden. Zudem lassen sich die Unterschiede in den Häufigkeiten auch auf die unterschiedlichen Erhebungsmethoden zurückführen. Insgesamt zeigt sich, dass belastende Kindheitserlebnisse in der deutschen Gesamtbevölkerung ähnlich häufig wie in anderen weltweiten Studien sind (2). Die vorliegende Studie setzt somit für Deutschland einen ersten Vergleichsmaßstab zur Prävalenz belastender Kindheitserlebnisse in Deutschland.

Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten

Es wird deutlich, dass jede Form belastender Kindheitserlebnisse mit psychosozialen Auffälligkeiten assoziiert ist (Tabelle 2) und diese häufig gemeinsam vorkommen, sodass im adjustierten Modell einige der einzelnen Effekte keinen signifikanten Einfluss mehr haben, jedoch in einem kumulativen Dosis-Wirkungs-Modell weiterhin eine Rolle spielen. Da verschiedene Formen belastender Kindheitserlebnisse häufig gemeinsam auftreten, verringern sich die Effekte für einzelne Formen belastender Kindheitserlebnisse, wenn das gemeinsame Auftreten kontrolliert wird. Hohe adjustierte Chancenverhältnisse spielen demnach in einem kumulativen Risikomodell bei gemeinsamem Auftreten mit anderen ACE eine größere Rolle. Chancenverhältnisse unter 1 stellen in diesem Zusammenhang aber keinen protektiven Effekt dar. Die größten Effekte bleiben nach der Kontrolle für die Kumulation für emotionale Misshandlung, emotionale Vernachlässigung sowie die psychische Erkrankung eines Elternteils oder anderen Haushaltsmitglieds bestehen. Diese Formen sind insbesondere mit psychosozialen Auffälligkeiten für die Betroffenen assoziiert, sodass Präventions- und Interventionsmaßnahmen für diese Bereiche von großer Bedeutung sind. Jedoch zeigen sich differenzielle Effekte: so bleibt nach der Kontrolle für die Kumulation belastender Kindheitserlebnisse ein Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch und Depressivität (OR = 1,8) sowie für emotionale Misshandlung und Ängstlichkeit (OR = 2,3) bestehen.

Konsistent mit der Literatur (2) steigt mit der Kumulation belastender Kindheitserlebnisse das Risiko für psychosoziale Auffälligkeiten bei den Betroffenen (Tabelle 3). Gleichzeitig muss betont werden, dass einzelne Ereignisse wie Scheidung sehr häufig sind und oft auch gut zu verkraften sind (16). Einzelne Ereignisse sind also unterschiedlich in Bezug auf den Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten zu bewerten. Darüber hinaus muss beachtet werden, dass mögliche genetische Dispositionen bestehen, die mit dem Auftreten von belastenden Kindheitserlebnissen, wie psychische Erkrankungen im Elternhaus, und assoziierten psychosozialen Auffälligkeiten, wie Depressivität, in Verbindung stehen.

Das Risiko für Symptome von Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität und einer eingeschränkten Lebenszufriedenheit wurde bisher noch wenig untersucht (2). Im Vergleich zu Ergebnissen einer aktuellen Metaanalyse (2) sind die vorliegenden Ergebnisse für den Zusammenhang zwischen vier oder mehr belastenden Erlebnissen und Depressivität, Ängstlichkeit und körperlicher Aggressivität als sehr stark, die Assoziation mit einer eingeschränkten Lebenszufriedenheit als moderat zu bewerten. Dies ist hervorzuheben, da aufgrund der Formulierung der Frage zu körperlicher Aggressivität davon auszugehen ist, dass Tendenzen zu sozial erwünschten Antworten möglich sind. Die vorliegende Studie liefert Hinweise darauf, dass hier ein deutlicher Zusammenhang besteht, der in den aktuellen Ergebnissen möglicherweise unterschätzt wird.

Prototypische Muster belastender Kindheitserlebnisse

Es wurden vier protypische Muster gemeinsam auftretender belastender Kindheitserlebnisse identifiziert. Das Muster, das durch das Vorliegen von Erlebnissen aus dem Bereich Probleme im Elternhaus charakterisiert ist, stellt die größte Gruppe von Personen dar, die von belastenden Kindheitserlebnissen berichteten. Die psychosozialen Auffälligkeiten bei den Betroffenen scheinen ähnlich negativ und weitreichend zu sein wie bei Patienten die eine Kindesmisshandlung erfahren haben. Die Erfassung belastender Kindheitserlebnisse über die Erfassung von Kindesmisshandlung hinaus ist also von Bedeutung im Rahmen von psychischen Auffälligkeiten im klinischen Kontext und bei Kostenschätzungen im Rahmen von gesundheitsökonomischen Modellen. Der stärkste Zusammenhang konnte für die Gruppe festgestellt werden, die durch multiple belastende Kindheitserlebnisse charakterisiert ist. Diese Gruppe stellt mit 4,8 % einen substanziellen Teil der Gesamtbevölkerung dar.

Einschränkungen der Studie

Belastende Kindheitserlebnisse wurden retrospektiv im Selbsturteil erfasst, und können daher Verzerrungen und Suggestibilität unterliegen. Die Möglichkeit falsch-negativer Angaben im Kontext der Erfassung von belastenden Kindheitserlebnissen wurde in der Literatur diskutiert (17). Darüber hinaus wird in dem Fragebogen zu belastenden Kindheitserlebnissen nach konkreten Handlungen gefragt, jedoch besteht aufgrund der Formulierungen Interpretationsspielraum. Da somit subjektive Einschätzungen erfasst werden, besteht grundsätzlich auch das Risiko von falsch-positiven Antworten. Aus Sicht der Autoren ist dieses Risiko allerdings aufgrund der dazu bestehenden Evidenzlage als gering einzuschätzen (17). Zudem wurden einzelne Formen belastender Kindheitserlebnisse mit einer geringen Zahl von Items erfasst. Studien zeigen, dass die Prävalenz bestimmter Formen von Misshandlung mit der Anzahl der gestellten Items steigt (18). Die Prävalenz mancher Formen belastender Kindheitserlebnisse wird somit möglicherweise unterschätzt. Auch ist zu beachten, dass die Anzahl der berichteten ACE mit der Anzahl an Familienmitgliedern systematisch variieren. Im Rahmen des gewählten Ansatzes können zudem potenzielle Hochrisikopopulationen systematisch ausgeschlossen worden sein. Aufgrund der Fragebogenerhebung werden Personen mit nichtausreichenden Deutschkenntnissen systematisch ausgeschlossen, sodass Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft deutlich überrepräsentiert und Personen mit Migrationshintergrund potenziell unterrepräsentiert sind. Es wurde jedoch auf die Erhebung einer möglichst repräsentativen Stichprobe geachtet, Abweichungen in der Stichprobe zur Allgemeinbevölkerung sind in eTabelle 4 dargestellt. Dies sollte bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.

Abweichungen in der Stichprobe zur deutschen Gesamtbevölkerung auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts
eTabelle 4
Abweichungen in der Stichprobe zur deutschen Gesamtbevölkerung auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts

Fazit

Neben Kindesmisshandlung sind belastende Kindheitserlebnisse aus dem Bereich „Probleme im Elternhaus“ in der deutschen Gesamtbevölkerung häufig (43,7 % zeigen mindestens eine solche Belastung). Insbesondere die Hochrisikogruppe mit vier und mehr solcher Belastungen weist ein hohes Risiko für die Entwicklung von Auffälligkeiten, Gesundheitsproblemen und erhöhter Mortalität auf (2), in welche 8,9 % der deutschen Bevölkerung fallen. Die dargestellten Ergebnisse verdeutlichen den Zusammenhang mit psychosozialen Auffälligkeiten bei den Betroffenen im Bereich Lebenszufriedenheit, Psychopathologie und zwischenmenschlicher Aggressivität.

Zwar gibt es zahlreiche Debatten im deutschen Gesundheitswesen zu Themen, wie „Kindesmisshandlung“ (19) oder „häusliche Gewalt“ (20), „Kinder sucht- oder psychisch kranker Eltern“ (21) etc. Selten werden jedoch die kumulativen Effekte von mehreren Belastungen berücksichtigt. Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die klinische Bedeutung der Wahrnehmung emotionaler Misshandlung und emotionaler Vernachlässigung, die in Deutschland in der ärztlichen Kinderschutzdebatte bislang eher nur marginal beachtet wurden. Angesichts erheblicher negativer Konsequenzen für die Betroffenen und der hohen Prävalenz verschiedener belastender Kindheitserlebnisse aus dem Bereich „Probleme im Elternhaus“ ist ein verstärkter Fokus auf diese Faktoren im klinischen Alltag wichtig. Oft sind problematische Merkmale im Elternhaus anamnestisch leichter zugänglich als konkrete Hinweise auf Misshandlung oder Vernachlässigung. Gerade weil die Mechanismen, über die belastende Kindheitserlebnisse die Gesundheit und das Wohlbefinden über die Lebensspanne hinweg beeinflussen, zunehmend gut untersucht sind, muss dieses Wissen im Gesundheitswesen stärker bei der Konzeption selektiver und indizierter Präventions- sowie von (Früh-)Interventionsmaßnahmen berücksichtigt werden (22).

Interessenkonflikt
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten eingereicht: 7. 12. 2018, revidierte Fassung angenommen: 13. 6. 2019

Anschrift für die Verfasser
Andreas Witt
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-Psychotherapie
Universitätsklinikum Ulm
Steinhövelstraße 5, 89075 Ulm
Andreas.Witt@uniklinik-ulm.de

Zitierweise
Witt A, Sachser C, Plener PL , Brähler E, Fegert JM: The prevalence and consequences of adverse childhood experiences in the German population. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 635–42. DOI: 10.3238/arztebl.2019.0635

►Die englische Version des Artikels ist online abrufbar unter:
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Zusatzmaterial
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*Andreas Witt und Cedric Sachser teilen sich die Erstautorenschaft.
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm: Dr. phil. Andreas Witt, Dr. biol. hum. Cedric Sachser (M. Sc.-Psych.), Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Paul L. Plener, MHBA; Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien: Prof. Dr. med. Dr. med. univ. Paul L. Plener
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universität Leipzig: Prof. Dr. rer. biol. hum. Elmar Brähler
Prototypische Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse auf Basis einer latenten Klassenanalyse (LCA)
Grafik 1
Prototypische Muster gemeinsam auftretender Formen belastender Kindheitserlebnisse auf Basis einer latenten Klassenanalyse (LCA)
Häufigkeit psychosozialer Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe sowie in den einzelnen Gruppen. Es zeigt sich, dass in allen Gruppen psychosoziale Auffälligkeiten gegenüber der Gruppe ohne bzw. mit wenigen belastenden Kindheitserlebnissen deutlich erhöht sind, insbesondere in der Gruppe mit multiplen belastenden Kindheitserlebnissen
Grafik 2
Häufigkeit psychosozialer Auffälligkeiten in der Gesamtstichprobe sowie in den einzelnen Gruppen. Es zeigt sich, dass in allen Gruppen psychosoziale Auffälligkeiten gegenüber der Gruppe ohne bzw. mit wenigen belastenden Kindheitserlebnissen deutlich erhöht sind, insbesondere in der Gruppe mit multiplen belastenden Kindheitserlebnissen
Stichprobenbeschreibung und soziodemografische Merkmale der 2 531 Teilnehmer innerhalb der repräsentativen Bevölkerungsumfrage
Tabelle 1
Stichprobenbeschreibung und soziodemografische Merkmale der 2 531 Teilnehmer innerhalb der repräsentativen Bevölkerungsumfrage
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) sowie relative Chancenverhältnisse adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Tabelle 2
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) sowie relative Chancenverhältnisse adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE*1 und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Tabelle 3
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE*1 und Chancenverhältnisse (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Beispielfragen ACE
eKasten 1
Beispielfragen ACE
Informationen zum PHQ-4
eKasten 2
Informationen zum PHQ-4
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds-Ratios) sowie relative Risikoraten adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperliche Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
eTabelle 1
Prävalenzen einzelner belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds-Ratios) sowie relative Risikoraten adjustiert für das gleichzeitige Auftreten unterschiedlicher ACE hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperliche Aggressivität und Lebenszufriedenheit und monatliches Einkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
eTabelle 2
Prävalenzen kumulativer belastender Kindheitserfahrungen (ACE) und latente Klassen gemeinsam auftretender ACE und 95-%-Konfidenzintervall der Risikoraten (Odds Ratios) hinsichtlich Depressivität, Ängstlichkeit, körperlicher Aggressivität, Lebenszufriedenheit und monatliches Äquivalenzeinkommen in einer deutschen repräsentativen Stichprobe (N = 2 531)
Fit-Indizes der latenten Klassenanalyse mit 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Gruppen (n = 2 529)
eTabelle 3
Fit-Indizes der latenten Klassenanalyse mit 1, 2, 3, 4, 5 und 6 Gruppen (n = 2 529)
Abweichungen in der Stichprobe zur deutschen Gesamtbevölkerung auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts
eTabelle 4
Abweichungen in der Stichprobe zur deutschen Gesamtbevölkerung auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts
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Der klinische Schnappschuss

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