

Wir danken Herrn Loß für sein Interesse an unserer Arbeit (1), stimmen jedoch nicht mit seiner Interpretation unserer Ergebnisse und der Bemerkung überein, dass Fachkräfte des Gesundheitswesens keine führende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen sollten. Zwar sind die Schätzungen zur Nettoveränderung künftiger temperaturbedingter Myokardinfarktereignisse (MI) nicht signifikant, die Schätzungen bezüglich hitzebedingter MI sind jedoch statistisch signifikant und zeigen einen Anstieg von 54 (95 -%-Konfidenzintervall [KI]: [1; 124]) beziehungsweise 109 [4; 313] Fällen pro Jahrzehnt bei einer globalen Erwärmung um 2 °C/3 °C (Tabelle 2 in [1]). Die nichtsignifikanten Schätzer der Nettoveränderung sind vorwiegend auf die Unsicherheit bei den Schätzungen der kältebedingten Belastung zurückzuführen.
Da die Anzahl der Herzinfarkte in der zugrundeliegende KORA-Studienpopulation relativ klein ist, führen die KIs bei den kältebezogenen Schätzern zu großen Unsicherheiten (eGrafik in [1]). Die Prognose, dass hitzebedingte MI bei einer globalen Erwärmung um 2 °C/3 °C im Vergleich zu einem Anstieg um 1,5 °C zunehmen werden, steht im Einklang mit der Schlussfolgerung eines Sonderberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), wonach „bei einer Erwärmung um 1,5 °C geringere Risiken für hitzebedingte Morbidität und Mortalität prognostiziert werden als bei einer Erwärmung um 2 °C“ (2). Daher legen unsere Ergebnisse sowie die in weiteren Studien erbrachte Evidenz nahe (3), dass die Begrenzung des Anstiegs der globalen Erwärmung auf 1,5 °C für den Schutz der öffentlichen Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Wir, wie viele andere Gesundheitsfachkräfte in Deutschland (https://healthforfuture.de), sind davon überzeugt, dass sich das professionelle Gesundheitswesen an der Bekämpfung des Klimawandels beteiligen sollte.
DOI: 10.3238/arztebl.2019.0736b
Für die Autoren
Kai Chen, Ph.D.
Department of Environmental Health Sciences
Yale School of Public Health; Yale Climate Change and Health Initiative
kai.chen@yale.edu
Interessenkonflikt
Die Autoren beider Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Chen K, Breitner S, Wolf K, et al.: Projection of temperature-related myocardial infarction in Augsburg, Germany moving on from the Paris Agreement on Climate Change. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 521–7 VOLLTEXT |
2. | Hoegh-Guldberg O, Jacob D, Taylor M, et al.: Impacts of 1.5°C global warming on natural and human systems. In: Masson-Delmotte V et al. (eds.): Global warming of 15°C. Geneva, Switzerland: World Meteorological Organization 2018. |
3. | Haines A, Ebi K: The imperative for climate action to protect health. N Eng J Med 2019; 380: 263–73 CrossRef MEDLINE |
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.