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Deutscher Psychologie Preis: Forschung, wie aus Opfern Täter werden


Gewalterlebnisse und Traumatisierung führen zu Kreisläufen der Gewalt, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der Psychologe Prof. Dr. rer. soc. Thomas Elbert hat dazu beigetragen zu verstehen, wie aus Opfern Täter werden. Er hat dafür sein Labor an der Universität Konstanz verlassen und insbesondere in ostafrikanischen Kriegsgebieten Opfer und Täter untersucht und behandelt. Im Fokus seiner Forschungsarbeit stehen psychotherapeutische Methoden, die den traumatisierten Menschen vor Ort helfen. Am 29. November hat er dafür in Berlin den Deutschen Psychologie Preis 2019 erhalten.
Elbert wurde für seine „einzigartige Forschung, in der er neuropsychologische Grundlagenwissenschaften mit der Entwicklung psychotherapeutischer Innovationen für den Einsatz in Kriegsgebieten verknüpft“, geehrt, heißt es in der Laudatio. Psychologische Forschung trage wesentlich dazu bei, die Ursachen menschlicher Aggression und ihre Wirkungen auf die Entwicklung von Ängsten, Depressionen und Posttraumatische Belastungsstörungen zu verstehen. Auf der neurobiologischen Ebene haben nach Elberts Erkenntnissen Gewalterfahrungen nachhaltige Auswirkungen auf das Gedächtnis, weil im Gehirn synaptische Verbindungen geändert und neue Nervenzellen gebildet werden. Auch das Verhalten der Täter beruhe auf angeborenen Verhaltensmustern, aber auch auf Erfahrung und Lernen. Diese könnten in Veränderungen der Hirnaktivität nachgewiesen werden und in chemischen Veränderungen des Erbgutes, die dazu führen könnten, dass aus Opfern auch in den nächsten Generationen noch Täter werden.
Der Deutsche Psychologie Preis wird alle zwei Jahre vom Berufsverband Deutscher Psychologen, der Bundespsychotherapeutenkammer, der Deutschen Gesellschaft für Psychologie und dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation verliehen. PB