BRIEFE
Oberschenkelhalsbruch: Fehlende Rahmenbedingungen


Oberschenkelhalsbrüche sollen künftig innerhalb von 24 Stunden operiert werden, sonst gibt es kein Geld mehr dafür.
Klingt gut!
In der Praxis liegt es jedoch nicht am Wollen, sondern am Können, wenn es einmal nicht klappen sollte. Aufgrund der (Kaputt-)Sparpolitik im Gesundheitswesen fehlen für diese oft multimorbiden, älteren Patienten schlichtweg die postoperativen Überwachungsbetten auf Intermediate Care- und Intensivstationen. Zum einen aufgrund absoluten Betten- und Personalmangels. Zum anderen weil auch andere Fachgebiete ihre Patienten operieren wollen.
Zudem wird hier nicht ausreichend genug bedacht, dass viele Patienten von einer präoperativen Stabilisierung profitieren, was das verbleibende Zeitfenster weiter einengt.
Der Kampf um zu knappe Ressourcen wird dann in der Krankenhausrealität vom Druck der Geschäftsleitungen auf die Behandler geprägt sein. Zu befürchten ist dann im Kampf um Betten eine Verminderung der Sicherheitskultur mit Herunterspielen von Risiken und Relativierung des Ausmaßes der postoperativen Überwachung. Hauptsache man erfüllt den vermeintlichen Qualitätsfaktor Zeit. Und hier horcht der aufmerksame Beobachter auf: wirklich Qualität oder Hauptsache „schnell, schnell“?
Hier wird augenscheinlich erneut von oben herab beschlossen, dass die Realität den Anordnungen zu folgen hat, ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Ausbaden dürfen es die Behandler – und natürlich die Betroffenen.
Dr. med. Thomas Jakob, 32052 Herford