

Zur Studie von Buth et al. sind einige Hinweise zur Methodik notwendig (1). Bei der definierten Tagesdosis (DDD) handelt es sich nicht, wie fälschlicherweise dargestellt, um eine „empfohlene“ Tagesdosis, sondern um eine „angenommene mittlere Tagesdosis für die Hauptindikation“. Die DDD ist eine rein rechnerische Einheit (2).
Die Tabelle 1 zeigt für die Empfänger der einzelnen Wirkstoffgruppe den Anteil mit Verordnung eines ausgewählten relevanten Wirkstoffes aus dieser Gruppe. Es ist hier meines Erachtens irreführend, von einer Verordnungsprävalenz zu sprechen. Auch hat sich der Anteil der Patienten mit Lorazepam zwischen 2006 und 2016 nicht mehr als verdoppelt, sondern ist um das 1,4-fache gestiegen. Verändert hat sich jedoch der Stellenwert von Lorazepam an allen Benzodiazepinpatienten. Missverständlich ist die zu Grafik 3 genannte Definition der Langzeiteinnahme: Gemeint ist, wie aus dem e-Methodenpaper hervorgeht, dass von einer Langzeiteinnahme ausgegangen wurde, wenn in jedem Quartal des beobachteten Patientenjahres mindestens einmal eine entsprechende Verordnung vorlag.
Die auf Daten aus vier Regionen basierende Studie zeigt, wie dringend notwendig ein Routinemonitoring für Public Health relevante Themen auf einem bundesweiten und alle Kassen umfassenden Datensatz ist, da bei allen anderen Datenquellen Verzerrungen zum Beispiel durch regionale Besonderheiten oder die Art der Datenerhebung (bei Buth keine Vollerhebung aus Apotheken) gegeben sind. Ein solcher Datensatz steht theoretisch mit den DIMDI-Versorgungsdaten (3) zur Verfügung, sodass für die Versicherten der gesetzlichen Krankenkasse (mit Unterschätzung durch Privatverordnungen) verlässliche Angaben möglich sind. Allerdings sind für die Nutzung dieser Daten noch organisatorische Hürden zu beseitigen, um zu ermöglichen, aktuellere Daten und zeitnahe Analysen zu erhalten, die für eine Versorgungssteuerung dringend erforderlich sind.
DOI: 10.3238/arztebl.2019.0098a
Dr. Ingrid Schubert
PMV forschungsgruppe, Medizinische Fakultät und Uniklinikum Köln
Ingrid.Schubert@uk-koeln.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Buth S, Holzbach R, Martens MS, Neumann-Runde E, Meiners O, Verthein U: Problematic medication with benzodiazepines, “Z-drugs”, and opioid analgesics—an anaylsis of national health insurance prescription data from 2006–2016. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 607–14 VOLLTEXT |
2. | World Health Organization: Guidelines for ATC classification and DDD assignment. www.whocc.no/filearchive/publications/2019_guidelines_web.pdf (last accessed on 29 November 2019). |
3. | DIMDI: Informationssystem Versorgungsdaten. www.dimdi.de/dynamic/de/weitere-fachdienste/versorgungsdaten/ (last accessed on 29 November 2019). |