

Die Autoren schreiben, dass insbesondere ein Delir wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung kognitiver Störungen nach Intensivbehandlung ist und dass dementsprechend dem Delirmanagement eine besondere Bedeutung für die Prävention solcher oft bleibender Schäden ist (1).
Wir wissen, dass Alkoholkonsum und insbesondere Alkoholabhängigkeit das Risiko für viele Krankheiten erhöht. Wir wissen, dass Alkoholkranke häufiger im Krankenhaus und auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Wir wissen, dass die Prävalenz von Alkoholerkrankungen bei Krankenhauspatienten weit über der in der Allgemeinbevölkerung ist.
Aber nicht nur die Alkoholerkrankung, sondern auch andere Zustände mit Fehl- und Mangelernährung (zum Beispiel Hyperemesis gravidarum) können zu einem Thiamin-Mangel führen und der Thiaminbedarf ist wiederum bei vielen Intensivmedizinisch behandelten Patienten und bei der Notwendigkeit von Glucose-Infusionen erhöht. In der DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Intensivmedizin“ sollte daher bei Patienten mit Hinweis auf eine Alkoholerkrankung oder einen Thiaminmangel vom ersten Tag an mit Vitamin B1 behandelt werden.
Als Konsiliarärztin in einem Geriatrischen Akut- und Rehabilitationskrankenhaus in Berlin sehe ich immer wieder schwer kognitiv gestörte Patienten, die nach Intensivbehandlung dorthin verlegt wurden. Oft wird entweder aus der Fremdanamnese oder aber aufgrund der körperlichen und neurologischen Untersuchungsergebnisse schnell klar, dass es sich um Patienten mit einer vorbestehenden Alkoholerkrankung handelt. Oft finden sich sogar noch deutliche Symptome einer stattgehabten Wernicke-Enzephalopathie wie Augenbewegungsstörungen oder Ataxie, ohne dass dies im Verlegungsbericht dokumentiert worden wäre. Leider wurde in vielen dieser Fälle die Gabe von Vitamin B1 versäumt. Schwere bleibende kognitive Störungen sind leider oft die Folge.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0116b
Dr. med. Annette Mainz-Perchalla
Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie
Gerontopsychiatrie (DGGPP), Berlin
dr-mainz-perchalla@t-online.de
1. | Kohler J, Borchers F, Endres M, Weiss B, Spies C, Emmrich JV: Cognitive deficits following intensive care. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 627–34 VOLLTEXT |
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.