

Gesunder Schlaf hat in jedem Alter eine hohe Bedeutung für den Erhalt der körperlichen und psychischen Gesundheit. Nach einer Umfrage des Instituts Forsa leiden 35 Prozent der Menschen in Deutschland unter Schlafproblemen, sind morgens nicht ausgeruht und leiden tagsüber an Müdigkeit und Konzentrationsstörungen; 15 Prozent sind jede Nacht davon betroffen. Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch eine eingeschränkte kognitive Leistungsfähigkeit können die Folge sein. Aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zur „Volkskrankheit Schlafmangel“ geht hervor, dass
114 663 Patienten mit der Diagnose Schlafstörung in 2017 stationär behandelt wurden, deutlich mehr Männer als Frauen. Einen Höchststand mit 164 786 Fällen gab es 2004, seitdem gehen die Zahlen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) wieder zurück. Vielleicht ist das ein Grund, warum das BMG keinen Bedarf sieht, sich mehr für die Förderung eines gesunden Schlafes der Bürger zu engagieren. In der Antwort auf die Frage, was getan wird, verweist das BMG auf das www.maennergesundheitsportal.de und das www.frauengesundheitsportal.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Module zum gesunden Schlaf vorhalten. Initiativen, die sich ausschließlich mit der Bewältigung von Schlafstörungen beschäftigen, sind keine bekannt. Im Bereich der Versorgungsforschung insbesondere für Insomnien, seien in den vergangenen zehn Jahren 1,67 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. Der Obmann der FDP-Bundestagsfraktion im Gesundheitsausschuss, Prof. Dr. Andrew Ullmann, wirft der Bundesregierung vor, sie habe „kein Interesse daran, das Thema anzupacken“. Die Bundesregierung müsse sich analytisch mit allen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des Schlafmangels auseinandersetzen und politisch handeln. Ullmann hat recht: Der Gesetzgeber sollte hinsichtlich Prävention, Förderung der Versorgungsforschung, aber auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer aktiver werden. Doch solange Bundestagssitzungen zu nachtschlafender Zeit stattfinden und Abgeordnete bei laufender Plenardebatte zusammenbrechen, wie im November vergangenen Jahres geschehen, ist die Bundesregierung kein gutes Vorbild. Es braucht grundsätzlich ein Klima der Wertschätzung und Wichtigkeit für Erholungspausen und ausreichenden Schlaf.
Auch Psychotherapeuten könnten noch mehr dazu beitragen, zumindest Menschen bei der Bewältigung ihrer chronischen Schafstörungen zu helfen. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat vor Kurzem darauf hingewiesen, dass es zu wenige Therapeuten gibt, die eine kognitive Verhaltenstherapie für Insomnien (KVT-1) anbieten. Diese Behandlung ist der Leitlinie der DGSM zufolge in vier bis acht Sitzungen sehr effektiv und kann die Symptomatik verbessern. Die Fachgesellschaft setzt daher auf einen anderen Weg und beteiligt sich an einem Projekt namens „Get sleep – Stepped-Care-Modell für die Behandlung von Schlafstörungen“, das der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 6,1 Millionen Euro fördert. Ziel des Projekts ist es, die Versorgung mithilfe von Hausärzten und einem telemedizinischen Behandlungsangebot auf Basis der KVT-I zu verbessern.
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