ArchivDeutsches Ärzteblatt PP2/2020Europäische Union: Junge Deutsche häufiger von Depressionen betroffen

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Europäische Union: Junge Deutsche häufiger von Depressionen betroffen

Hillienhof, Arne; Bühring, Petra

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Im EU-Vergleich waren Deutsche eher bereit, über Depressionen zu sprechen. Foto: agcreativelab/stock.adobe.com
Im EU-Vergleich waren Deutsche eher bereit, über Depressionen zu sprechen. Foto: agcreativelab/stock.adobe.com

Jüngere Menschen haben in Deutschland häufiger eine depressive Symptomatik als der Durchschnitt der Bürger in der Europäischen Union (EU, 11,5 Prozent versus 5,2 Prozent), bei Älteren ist die Verbreitung in Deutschland mit 6,7 Prozent geringer als im EU-Durchschnitt (9,1 Prozent). Das geht aus der zweiten Welle der Europäischen Gesundheitsbefragung EHIS hervor, dessen Ergebnisse das Robert Koch-Institut (RKI) jetzt im Journal of Health Monitoring veröffentlicht hat (doi 10.25646/6221).

Für die Gesundheitsstudie wurden mehr als 254 000 Menschen in 25 EU-Staaten angeschrieben und unter anderem zu depressiven Symptomen befragt. In Deutschland wurden für die Befragung zwischen November 2014 und Juli 2015 rund 25 000 Menschen ab 15 Jahren per Stichproben aus Registern der Einwohnermeldeämter ausgewählt. Rund ein Viertel von ihnen (27 Prozent) beantwortete den Fragebogen schriftlich oder online.

Die Ergebnisse für Deutschland könnten davon beeinflusst sein, dass hier über das Thema Depression öffentlich breit diskutiert werde, und die Sensibilität höher sein könnte als in anderen EU-Ländern, heißt es in der Studie. Darüber hinaus könnte es möglich sein, dass die befragten Bundesbürger eher bereit waren, psychische Symptome zu nennen.

„Wir müssen genauer wissen, weshalb junge Menschen bei uns deutlich häufiger von depressiven Symptomen berichten als im europäischen Vergleich“, betonte Dr. rer. nat. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. „Wir benötigen Präventionsangebote, die Jugendliche und junge Erwachsene besser erreichen.“

Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe geht nicht davon aus, dass die Neigung zu Depressionen generell steigt. Vielmehr werde die Krankheit von Ärzten häufiger erkannt als früher. In der Bevölkerung sei zudem die Bereitschaft gewachsen, sich behandeln zu lassen. hil, PB

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