SUPPLEMENT: Perspektiven der Pneumologie & Allergologie

Editorial

Dtsch Arztebl 2020; 117(7): [3]

Zylka-Menhorn, Vera

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Dr. med. Vera Zylka-Menhorn Ressortleiterin Medizinreport/Perspektiven
Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
Ressortleiterin Medizinreport/Perspektiven

Menschen reagieren irrational: Befeuert durch ein weltweites mediales „Stakkato“ fürchtet man sich vor dem neuen Coronavirus 2019-nCoV und seinen möglichen Gefahren. Die WHO ruft den internationalen Gesundheitsnotstand aus und die chinesische Regierung stellt umgehend enorme finanzielle Mittel zur Verfügung, um 2 voll funktionsfähige Krankenhäuser mit insgesamt 2 500 Betten innerhalb von 10 Tagen aus dem Boden zu stampfen. So weit, so gut.

Allerdings sind global wesentlich mehr Menschen von anderen, risikoreicheren
Infektionserkrankungen des Respirationstrakts betroffen – zum Beispiel Influenza und Tuberkulose. An den Folgen der Pneumonie sterben sogar mehr Kinder als an jeder anderen Infektionskrankheit: Allein 2018 waren es mehr als 800 000 Kinder unter 5 Jahren, also etwa 2 200 pro Tag. Alle 3 Erkrankungen sind behandelbar, 2 durch präventive Impfung vermeidbar. Doch Influenza, Tuberkulose und Pneumonie sind in Vergessenheit geratene Epidemien, die schon lange Zeit einer internationalen Reaktion bedürfen: Millionen Menschen sterben, weil für zahlreiche Länder zu wenig Impfstoffe und preisgünstige Antibiotika zur Verfügung stehen. Die Ursachen: inakzeptable Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Bleibt zu hoffen, dass der Wirbel um das neue Coronavirus auch als Weckruf für das Management anderer (respiratorischer) Infektionskrankheiten verstanden wird.

Dr. med. Vera Zylka-Menhorn
Ressortleiterin Medizinreport/Perspektiven

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