ArchivDeutsches Ärzteblatt8/2020Systemischer Lupus erythematodes: Antikörper gegen Typ-1-Interferon-Rezeptor vermindert Krankheitsaktivtät deutlich

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Systemischer Lupus erythematodes: Antikörper gegen Typ-1-Interferon-Rezeptor vermindert Krankheitsaktivtät deutlich

Siegmund-Schultze, Nicola

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Foto: Science Photo Library
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Patienten mit mittelschwerem bis schwerem systemischem Lupus erythematodes (SLE) werden im Allgemeinen mit Hydroxychloroquin behandelt, eventuell kombiniert mit Glukokortikoiden. Lässt sich die Krankheitsaktivität dadurch nicht ausreichend reduzieren, sind die immunsuppressiv wirkenden Zytostatika Methotrexat, Azathioprin oder Mycophenolat und Calcineurininhibitoren weitere Optionen. Ein Teil der Patienten aber spricht nicht ausreichend an. Frühere Studien hatten darauf hingewiesen, dass eine Hemmung des Typ-1-Interferon-Signalwegs ein effektives neuartiges Therapieprinzip sein könnte. Der Human-Antikörper Anifrolumab blockiert eine für alle Typ-1-Interferone spezifische Rezeptor-Untereinheit.

In die Phase-3-Studie TULIP-1 mit Anifrolumab sind 362 vorbehandelte SLE-Patienten mit mittelschwererer bis schwerer Krankheitsaktivität randomisiert worden. Zu 93 % waren dies Frauen, das durchschnittliche Alter lag bei 42 Jahren. Eine Gruppe erhielt alle 4 Wochen für 48 Wochen Anifrolumab i.v. (300 mg) zusätzlich zur Basismedikation und die Kontrollgruppe Placebo. Primärer Endpunkt war die Verbesserung im BICLA-Score durch Reduktion der Entzündungs- und Krankheitsaktivitätsparameter und keine Verschlechterung in 9 Organsystemen zu Woche 52.

180 Patienten erhielten Anifrolumab und 182 Placebo. 153 Patienten der Verum- und 130 der Placebogruppe beendeten die Studie. 47,8 % der Patienten in der Verumgruppe erfüllten die Kriterien für den primären Endpunkt und 31,5 % bei Placebo, das war eine hoch signifikante Differenz von 16,3 Prozentpunkten zugunsten des Antikörpers (95-%-Konfidenzintervall [95-%-KI] [6,3; 26,3]; p = 0,001).

In der Gruppe mit hoher Expression von Genen des Interferon-Signalwegs erreichten 48,0 % unter Anifrolumab den primären Endpunkt und 30,7 % unter Placebo. Die Dosis an Glukokortikoiden ließ sich in der Verumgruppe häufiger reduzieren als bei Placebo, und die Ausprägung der Symptome an Haut und Gelenken ging bei Antikörpertherapie deutlich stärker zurück als unter Placebo. Therapieabbrüche waren unter Placebo häufiger. Andererseits wurde bei mehr Patienten in der Anifrolumabgruppe Herpes zoster dokumentiert als unter Placebo (7,2 % vs. 1,1 %), ebenso Bronchitis (12,2 % vs. 3,8 %).

Fazit: Der monoklonale Antikörper Anifrolumab verringert die Symptome eines aktiven mittelschweren bis schweren systemischen Lupus erythematodes signifikant und klinisch relevant im Vergleich zu Placebo. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze

Morand EF, Furie R, Tanaka Y, et al.: Trial of anifrolumab in active systemic Lupus erythematosus. N Engl J Med 2020; 382: 211–21.

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