ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2020Gefäßchirurgie: Bundeswehr informiert über Versorgung von Anschlagsopfern

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Gefäßchirurgie: Bundeswehr informiert über Versorgung von Anschlagsopfern

Hillienhof, Arne

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Von der Erfahrung der Bundeswehrärzte lernen: Gefäßchirurgen wollen sich zur Versorgung bei Schussverletzungen austauschen. Foto: picture alliance/ZB
Von der Erfahrung der Bundeswehrärzte lernen: Gefäßchirurgen wollen sich zur Versorgung bei Schussverletzungen austauschen. Foto: picture alliance/ZB

Um Deutschlands Gefäßchirurgen besser auf die Versorgung von Anschlagsopfern vorzubereiten, sollen Bundeswehrspezialisten ihnen nun neue Behandlungstechniken vermitteln.

„Wir haben zwar eine der größten Gefäßchirurgien des Landes, aber wenn es zu einem Massenanfall von Schuss- oder Explosionsverletzungen käme, wären wir hilflos“, sagte Achim Mumme, Leiter der Gefäßchirurgie des Katholischen Klinikums der Ruhr-Universität Bochum (RUB).

Deshalb hat der Kongresspräsident des westdeutschen Gefäßsymposiums Bundeswehrvertreter eingeladen, ihre Erfahrungen beim Einsatz in Kriegsgebieten Anfang Februar mit den Kongressteilnehmenden zu teilen.

Mit Schuss- oder Explosionswunden haben deutsche Kliniken wenig zu tun und sind Mumme zufolge deshalb für deren Versorgung auch nur unzureichend ausgebildet. So habe jeder Streifenwagen zwar Tourniquets an Bord, mit denen man verletzte Gliedmaßen abbindet, um ein Verbluten zu verhindern. Da das verletzte Körperteil dadurch aber komplett von der Durchblutung abgeschnitten sei, sterbe es irgendwann ab und müsse amputiert werden. Bei einer großen Menge an Verletzten seien deutsche Kliniken vermutlich nicht in der Lage, sämtliche Amputationen zu vermeiden, glaubt Mumme.

Die Bundeswehr, die in Krisengebieten mitunter auch die Zivilbevölkerung nach Angriffen versorgt, verfüge dagegen über neue Methoden und Techniken, um mit dem massenhaften Anfall solcher Verletzungen fertig zu werden. Dabei griffen die Spezialisten zum Beispiel auf spezielle Gefäßumleitungen (Shunts) zurück.

Diese verschafften den Helfern ausreichend Zeit, um verletzte Soldaten nach Deutschland in Bundeswehrkliniken zu fliegen und dort zu operieren. „Diese neuen Möglichkeiten sind äußerst hilfreich, aber man muss ihre Anwendung lernen“, so Mumme. Das Gefäßsymposium soll dafür die ersten Weichen stellen. hil

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