

Wenn Kinder Angst vor der Schule haben, kann dies an ihren Müttern liegen. Belege dafür fanden jetzt amerikanische und chinesische Psychologen um Janice Ng an der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA). Dazu befragten sie 194 chinesische Mütter und deren Kinder in China und 203 amerikanische Mütter und deren Kinder in den USA. Die Kinder waren zwölf bis 13 Jahre alt.
Sie fragten die Mütter unter anderem, ob sie erwarteten, dass ihre Kinder sich anstrengten, ständig verbesserten und Schwächen überwanden. Außerdem wollten die Autoren von den Müttern wissen, wie wichtig es ihnen sei, dass sich ihre Kinder kompetent fühlten. In beiden Bereichen lagen die chinesischen Mütter vor den amerikanischen.
Dann baten die Autoren die Mütter darum, sich vorzustellen, ihre Kinder hätten einen großen Fehler gemacht oder hätten einen großen Erfolg erzielt, und fragten nach ihren Reaktionen. Wie sich zeigte, richteten die chinesischen mehr als die amerikanischen Mütter ihr Augenmerk auf den Fehler als auf den Erfolg und hoben Schwächen der Kinder mehr hervor als Stärken.
Daraufhin wurde die psychische Verfassung der Kinder untersucht. „Es stellte sich heraus, dass die chinesischen Kinder gestresster, ängstlicher und depressiver waren und sich weniger geliebt fühlten als die amerikanischen“, berichten die Autoren. Ihrer Meinung nach kann der hohe Leistungsdruck, den chinesische Mütter kulturell bedingt auf ihre Kinder ausüben, auf lange Sicht psychische Störungen begünstigen. ms
Ng J, Xiong Y, Qu Y, Cheung C, Ng FF, Wang M, Pomerantz EM: Implications of Chinese and American mothers’ goals for children’s emotional distress. Developmental Psychology 2019; 55 (12): 2616–29.