ArchivDeutsches Ärzteblatt11/2020Private Krankenhausträger: Asklepios übernimmt Rhön

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Private Krankenhausträger: Asklepios übernimmt Rhön

Osterloh, Falk

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Die privaten Klinikkonzerne Asklepios und Rhön planen eine Zusammenarbeit, bei der Asklepios die Mehrheit der Rhön-Aktien erhält. So wollen sich beide Unternehmen in einem unterfinanzierten System neu aufstellen und die Grundlage für weitere Investitionen in die Digitalisierung schaffen.

Foto: picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Foto: picture alliance/Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Die privaten Krankenhauskonzerne Asklepios Kliniken GmbH und Rhön-Klinikum AG haben eine Neuordnung der Rhön-Aktienstruktur beschlossen. Demnach wollen beide Unternehmen im zweiten Quartal dieses Jahres eine Joint-Venture-Gesellschaft gründen, in die sie ihre Aktienanteile einbringen. Gemeinsam besäßen sie dann knapp über 50 Prozent der Aktien, wie beide Unternehmen Anfang März erklärten. Bislang hält Asklepios 25,1 Prozent der Aktien von Rhön. Weitere 25 Prozent gehören dem Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen B. Braun Melsungen. Etwas weniger als 25 Prozent befinden sich zudem im Besitz von Aktionären mit weniger als drei Prozent der Gesamtstimmrechte. Den Besitzern dieser Aktien will Asklepios ein Kaufangebot in Höhe von 18 Euro je Aktie machen. Das seien 25 Prozent mehr, als die Rhön-Aktie vor Bekanntgabe der Pläne Wert gewesen sei, hieß es.

Der Gründer und alleinige Gesellschafter von Asklepios, Dr. jur. Bernard große Broermann, nannte die Kooperation einen „Meilenstein für die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Deutschland“. Zu den Hintergründen des Joint Venture äußerte sich der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende von Rhön, Eugen Münch: „Das Unternehmen steht wie die gesamte Branche vor großen regulatorischen und demografischen Herausforderungen. Wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen, um die Pattsituation im Eigentümerkreis von Rhön aufzulösen und dem Unternehmen damit einen wichtigen, neuen Impuls zu geben.“

Viele Krankenhäuser in Deutschland stehen derzeit finanziell mit dem Rücken zur Wand. Neben der unzureichenden Investitionskostenfinanzierung durch die Bundesländer sind dafür unter anderem der seit 2017 anhaltende Rückgang der Fallzahlen sowie neue politische Vorgaben wie die Pflegepersonaluntergrenzen verantwortlich. Auch bei Rhön ging der Gewinn im vergangenen Jahr zurück: von 51,2 Millionen im Vorjahr auf 44,5 Millionen Euro.

„Gemeinsam sind wir stabil aufgestellt, um die steigenden regulatorischen Anforderungen umsetzen und gleichzeitig die notwendigen Investitionen in medizinischen Fortschritt leisten zu können“, erklärte der Chief Financial Officer von Asklepios, Hafid Rifi, anlässlich der geplanten Umstrukturierung. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Chief Executive Officer von Asklepios, Kai Hankeln, erklärt: Mithilfe einer neuen Digitalisierungsstrategie wolle Asklepios auch in einem chronisch unterfinanzierten Gesundheitssystem wachsen. Rifi hatte ergänzt: „Bis 2024 werden wir über eine Milliarde Euro in unser Kliniknetz investieren, rund die Hälfte davon in die Digitalisierung.“ Für Investitionen in die Digitalisierung stehen im Krankenhausfinanzierungssystem derzeit kaum Mittel zur Verfügung.

Nachdem die Rhön-Kliniken AG im Jahr 2013 insgesamt 43 Standorte an die Helios Kliniken GmbH verkauft hatte, gehören heute noch das Universitätsklinikum Gießen-Marburg, das Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt, das Klinikum Frankfurt an der Oder und die Zentralklinik Bad Berka zum Konzern. Rhöns Vorzeigeprojekt ist der Campus in Bad Neustadt an der Saale, auf dem sowohl Krankenhäuser als auch ambulante Praxen und Gesundheitsberufe wie Physiotherapeuten ansässig sind. Über eine „digitale Ersteinschätzung“ wird der Patient an den richtigen Behandler verwiesen, der Zugriff auf alle Daten des Patienten hat. Zu Asklepios gehören 160 Gesundheitseinrichtungen, darunter sechs Krankenhäuser der Maximalversorgung. 83 Prozent des Geschäftsvolumens entfällt auf Krankenhäuser der Akutversorgung, 16 Prozent auf Rehabilitationskliniken. Das geplante Joint Venture muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Falk Osterloh

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