ArchivDeutsches Ärzteblatt11/2020SARS-CoV-2: Verantwortung tragen

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SARS-CoV-2: Verantwortung tragen

Maibach-Nagel, Egbert

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Egbert Maibach-Nagel, Chefredakteur
Egbert Maibach-Nagel, Chefredakteur

Seit Wochen beherrscht das neue Coronavirus SARS-CoV-2 auch in Mitteleuropa die öffentliche Diskussion. Weltweit sind Mediziner und verantwortliche Gesundheitspolitiker damit befasst, die Ausbreitung des Virus möglichst einzugrenzen, einer Pandemie durch fachlich/sachlich orientiertes Handeln entgegenzuwirken und eine Durchseuchung mit diesem Virus sukzessive und damit weitgehend kontrolliert zu erreichen.

Die parallele politische Diskussion des Themas ist hingegen wie gewohnt divers und wirkt in der breiten Öffentlichkeit nicht ausschließlich vertrauensschaffend. „Mystizismus, Irrationalismus und Xenophobie“ sind, wie es ein Wirtschaftshistoriker jüngst im Manager Magazin ausgedrückt hat, Weggefährten dieser Entwicklung. Sie – nicht das Virus – bescheren eine weltweite Rezession. Auch das ist eine Konsequenz des globalen Geschehens.

Was die Informationen zu SARS-CoV-2 angeht: Nachrichten überschlagen sich. Sie müssen – wie auch in unserer Redaktion – sogar in Minutentakten umgesetzt werden. Das erfolgt aufgrund der gebotenen Aktualität überwiegend nicht gedruckt, sondern zwangsläufig über das aktuellere Medium Internet. Im Deutschen Ärzteblatt sind in der eigens dafür geschaffenen Internetrubrik www.aerzteblatt.de/nachrichten/SARS-CoV-2 die Themen zu SARS-CoV-2 inzwischen extrem zahlreich. Sie binden weite Teile der Arbeit unserer Fachredaktion. Bedrucktes Papier ist für den schnellen Lauf der Dinge zu behäbig.

Aber trotz gebotener Schnelle sind Sachlichkeit und Besonnenheit wichtige Prinzipien, um der zum Teil doch sehr heterogenen Informationsflut richtig zu begegnen. Gelten muss gerade in solchen Lagen – eigentlich auch in der Publikumspresse – dass „Quotenhascherei“ tabu ist. Die Besinnung auf die der Presse ursprünglich zugeschriebene verantwortliche Rolle, aufzuklären und zu informieren, ist mehr denn je geboten, gerade auch um falsche oder überzogene Reaktionen zu vermeiden: aufklären statt verunsichern.

Was die Verantwortlichen in Institutionen und Politik angeht, so ist Aufklärung und Eindämmung erklärtes Ziel. Dennoch: Entscheidungen werden gerade angesichts der Präzedenz individuell fallbezogen getroffen. Präzedenzfälle erlauben auch, wandelnde Sachlagen zu erkennen und Entscheidungen anzupassen. Diese Flexibilität wird – sei es im Falle der vorübergehenden Aufhebung der Pflegekräfte-Mindestzahlen oder anderer Entscheidungen – gezeigt.

Unabhängig vom Thema muss auch gelten: Gegenüber Kritik erhaben ist keiner. Aber auch Kritiker selbst tragen Verantwortung und müssen sich ihrer Wirkung in der öffentlichen Diskussion bewusst sein. Diese Grundhaltung, die Experten, wie auch Medienarbeiter berücksichtigen sollten, ist wichtig.

Klar ist auch: Schon aufgrund der medizinischen Möglichkeiten ist der Umgang mit Seuchen nicht mehr mit früheren Epidemien, beispielsweise der mittelalterlichen Pest, vergleichbar. Zu wünschen ist, dass wir angesichts der Herausforderung auch der Neuzeit entsprechend verantwortlich reden und – hoffentlich – auch handeln.

Viele Verantwortliche haben vor diesem Hintergrund bis dato „einen guten Job“ gemacht. Es ist auch unser aller Teil der Verantwortung, genau das weiterhin zu ermöglichen.

Egbert Maibach-Nagel
Chefredakteur

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