MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Ungewöhnliche Erstmanifestation eines Pankreastumors
Unusual initial manifestation of a pancreatic tumor
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Ein 54-jähriger Mann beklagte drei Wochen nach Lokalanästhesie an der linken Großzehe eine livide, schmerzhafte Vorfußverfärbung. Das Routinelabor war blande, die linksseitigen Fußpulse nicht palpabel. Duplexsonografisch ließ sich kein Fluss über den Fußarterien ableiten. Angiografisch zeigte sich ein ungewöhnlicher Verschluss aller drei Unterschenkelarterien auf Sprunggelenkhöhe. Bevor das weitere Prozedere interdisziplinär diskutiert werden konnte, entwickelte der Patient trotz primär komplikationsloser Angiografie in Crossover-Technik einen akuten Verschluss der Arteria iliaca communis, sodass eine kathetergestützte Thrombektomie und eine lokale Fibrinolyse im Unterschenkel erfolgten. Wenige Stunden später trat eine Hemiparese auf. Mittels Computertomografie wurden metastasenverdächtige, intrazerebrale Blutungen und eine große Pankreasraumforderung mit Lebermetastasen diagnostiziert. Der Patient verstarb wenige Wochen später. Thrombembolien durch eine tumorinduzierte Koagulopathie wurden erstmals 1865 von Armand Trousseau beschrieben. Während unter dem Trousseau-Syndrom gemeinhin venöse Thrombosen bei Tumorpatienten bekannt sind, traten in diesem Fall pathologische Thrombusbildungen in der arteriellen Strombahn auf. Ungewöhnliche arterielle Verschlüsse sollten differenzialdiagnostisch an eine okkulte Tumorerkrankung denken lassen.
Dr. med. Miriam E. Jaax, Kardiologie/Angiologie, Universitätsmedizin Greifswald, miriam.jaax@gmx.de
Dr. med. Piotr M. Kaczmarek, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B, Universitätsmedizin Greifswald
Prof. Dr. med. Klaus Empen, Klinik für Innere Medizin II, Städtisches Klinikum Dessau
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Jaax ME, Kaczmarek PM, Empen K: Unusual initial manifestation of a pancreatic tumor. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 212. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0212
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de