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Ein 83-jähriger Patient stürzt eine Treppe hinab. Nach notfallmäßiger Aufnahme lassen sich nur Hautabschürfungen und Prellungen feststellen. Zum Ausschluss von inneren Blutungen wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Hierbei wird unerwarteterweise ein großer retroperitonealer Tumor gesehen. Dieser verdrängt die Niere nach kaudal und erstreckt sich bis zur Leber.

Nach histologischer Sicherung eines Malignoms durch eine Stanzbiopsie wird der Tumor unter Mitnahme der Niere und Gerota-Faszie reseziert.

Niere mit Fettkapsel und angrenzendem fettartigem Tumor. Die Schnittfläche ist sehr weich und teilweise geleeartig. Die korrespondierenden Histologie- Areale von Bild 2 sind markiert.
Niere mit Fettkapsel und angrenzendem fettartigem Tumor. Die Schnittfläche ist sehr weich und teilweise geleeartig. Die korrespondierenden Histologie- Areale von Bild 2 sind markiert.

Bild 1 zeigt die makroskopische Schnittfläche des Operationspräparates.

Histologisch ist der Tumor aus zwei Komponenten aufgebaut: a) Fettartiger Tumoranteil mit Lipoblasten und kleinen Spindelzellen. b) Sehr zellreiche Komponente mit bizarren Kernen.
Histologisch ist der Tumor aus zwei Komponenten aufgebaut: a) Fettartiger Tumoranteil mit Lipoblasten und kleinen Spindelzellen. b) Sehr zellreiche Komponente mit bizarren Kernen.

Bild 2 zeigt die histologischen Komponenten.

Auflösung

Es handelt sich um ein Liposarkom. Das ist ein bösartiger Tumor, der fettgewebsähnlich wächst. Bild 2 a zeigt den gut differenzierten Tumoranteil (Differenzierungsgrad G1). Dem anderen Tumoranteil kann man seine fettähnliche Differenzierung nicht mehr ansehen. Zudem sind die Kerne sehr unterschiedlich (pleomorph) mit bizarren Formen und zahlreichen Mitosen. Dieser Anteil hat eine geringe Differenzierung (G3) und ist aus dem anderen, besser differenzierten Anteil hervorgegangen. Insgesamt liegt ein dedifferenziertes Liposarkom vor.

Hintergrund

Typisch für diesen Tumor ist die retroperitoneale Lage. Dadurch verursacht er kaum Symptome und bleibt für viele Jahre unbemerkt. So kann der zunächst gut differenzierte Tumor viele weitere molekulare Veränderungen akkumulieren, die dann zu aggressivem Wachstum führen.

Therapie

Dieser Tumor wird meist mit einer präoperativen Strahlen- und Chemotherapie behandelt. Bei den multiplen Vorerkrankungen dieses Patienten war dies nicht möglich, sodass intraoperativ bestrahlt wurde.

PD Dr. med. Helene Geddert, Städtisches Klinikum Karlsruhe

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