ArchivDeutsches Ärzteblatt14/2020Coronavirus: Antipyretika
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Wir fragen uns, warum die Letalität bei COVID-19 in Deutschland bisher (Stand: 23. März) so erfreulich niedrig ist. Sicherlich spielt die umfangreichere Testung hierzulande im Vergleich etwa zu Italien ein Rolle und die Tatsache, dass zunächst eher junge Menschen infiziert wurden. Wir wollen aber noch eine weitere mögliche Erklärung zur Diskussion stellen: Nach mündlichen Berichten – epidemio-logische Untersuchungen dazu sind uns nicht bekannt – nimmt man im Sinne einer Selbstmedikation oder auch vom Arzt verschrieben in den südeuropäischen Ländern bei einem beginnenden fieberhaften Infekt eher schneller Antipyretika, während man in den skandinavischen Ländern, Österreich und Deutschland eher mit alten Hausmitteln behandelt, mit Erkältungsbädern, und Fieber im Bett Fieber sein lässt. Die Unterdrückung des Fiebers aber könnte ein Etagenwechsel der Virusausbreitung von den oberen Atemwegen in die Lunge befördern. Die Häufigkeit schwerer Fälle in Italien ließe sich möglicherweise mit dadurch erklären, aber auch die Häufung schwerer Fälle bei Ärzten/Ärztinnen, Pflegern und Krankenschwestern, die womöglich das beginnende Fieber mit Antipyretika unterdrücken um die Arbeit nicht zu vernachlässigen.

Dr. med. Michael Hartmann, 67346 Speyer,
Marianne Nicolai, Allgemeinmedizinerin, 69186 Wiesloch

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Stellenangebote