ArchivDÄ-TitelSupplement: PerspektivenSUPPLEMENT: Kardiologie 1/2020COVID-19-Erkrankung: hs-Troponin weist auf Prognose hin

SUPPLEMENT: Perspektiven der Kardiologie

COVID-19-Erkrankung: hs-Troponin weist auf Prognose hin

Dtsch Arztebl 2020; 117(15): [27]; DOI: 10.3238/PersKardio.2020.04.10.05

Meyer, Rüdiger

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen nicht nur das Risiko, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu einer schweren COVID-19-Erkrankung führt. Eine kardiale Schädigung steigert auch deutlich das Risiko eines tödlichen Ausgangs.

Laut der bisher größten Übersicht aus China haben viele COVID-19-Patienten eine arterielle Hypertonie (12,8 %) oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen (4,2 %). Das Sterberisiko dieser Patienten war mit 10,5 % bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 6,0 % bei Hypertonie ebenfalls deutlich höher im Vergleich zu Patienten ohne Begleiterkrankungen, von denen nur 0,9 % an COVID-19 starben. Die von der Universität Wuhan vorgestellten Daten von 416 Patienten deuten auf einen weiteren kardialen Risikofaktor hin.

Bei insgesamt 82 Patienten war das hochempfindliche Troponin I (hs-TnI) bei der Aufnahme in die Klinik deutlich erhöht (über der 99. Perzentile). Die Konzentration lag im Durchschnitt bei 0,19 µg/l gegenüber 0,006 µg/l bei den übrigen 334 Patienten. hs-TnI ist ein Marker für eine kardiale Schädigung. Troponin I ist Bestandteil der Herzmuskelzelle, das bei einer Zerstörung ins Blut gelangt. Ob dies bei den chinesischen Patienten eine direkte Folge der Infektion oder ein Zeichen für den kritischen Zustand der Patienten war, kann die Studie nicht klären.

Auffällig ist, dass die Patienten mit erhöhten hs-TnI-Werten häufiger an Hypertonie (59,8 vs. 23,4 %), Diabetes (24,4 vs. 12,0 %), koronarer Herzkrankheit (29,3 vs. 6,0 %), chronischen Herzkrankheiten (14,6 vs. 1,5 %), aber auch häufiger an Krebs (8,5 vs. 0,6 %) oder einer COPD (7,3 vs. 1,8 %) litten. Auch zerebrovaskuläre Erkrankungen (15,9 vs. 2,7 %) und chronische Nierenerkrankungen (6,1 vs. 2,7 %) waren deutlich häufiger.

Die kardiale Schädigung zeigte eine deutlich verschlechterte Prognose an. Von den 82 Patienten mit erhöhtem hs-TnI starben 42 (51,2 %). Bei den Patienten mit niedrigem hs-TnI betrug die Sterberate nur 4,5 % (15 von 334 Patienten). Der Pathomechanismus für die Beschädigung des Herzmuskels ist nicht geklärt. Eine Virusinfektion des Herzmuskels wurde bei Verstorbenen bisher nicht nachgewiesen, so die Autoren. Andererseits sei bekannt, dass das MERS-CoV eine akute Myokarditis auslösen kann. Bei SARS war ebenfalls aufgefallen, dass viele Patienten in den Kliniken eine Hypertonie entwickelten.

DOI: 10.3238/PersKardio.2020.04.10.05

Rüdiger Meyer

Shi S, Qin M, Shen M, et al.: Association of Cardiac Injury With Mortality in Hospitalized Patients With COVID-19 in Wuhan, China.
JAMA Cardiology 2020; doi: 10.1001/jamacardio.2020.0950).

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote