MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Ernährung: Verzehr von Eiern nicht mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert


Eier sind ein Grundnahrungsmittel, das lange Zeit als wesentliche Quelle für Gefäßschädigungen durch Cholesterin galt. Zwar hat sich das Meinungsbild verändert und viele Fachgesellschaften warnen in ihren Guidelines nicht mehr vor dem Konsum von Eiern. Auch die American Heart Association (AHA) weist darauf hin, dass Eier „eine effiziente, reichhaltige Quelle von Proteinen und Vitamin A“ seien, aber der Cholesteringehalt sei vergleichsweise hoch.
Epidemiologen an der Harvard University School in Boston haben zur Frage, ob es eine Assoziation zwischen dem Konsum von Eiern und kardiovaskulären Krankheiten gibt, einen systematischen Review mit umfassender Metaanalyse von Studien publiziert. Darunter war auch die 1980 begonnene Nursesꜘ Health Study und deren Nachfolgeuntersuchungen. Insgesamt wurden Daten zu Lebensverläufen, Verhaltensweisen, Essgewohnheiten und Krankheiten von mehr als 215 000 Personen ausgewertet. Die Beobachtungszeiten betrugen bis zu 32 Jahre, sodass die Analyse auf > 5,5 Mio. Personenjahren basierte. Die Mehrheit der Studienteilnehmer aß 1–5 Eier pro Woche.
Nach statistischer Adjustierung für andere Lifestylefaktoren außer dem Konsum von Eiern ergab sich: Mindestens ein Ei pro Tag führte nicht zu einer erhöhten Häufigkeit von Herz- und Blutgefäßereignissen. Für diejenigen, die täglich mindestens ein Ei aßen, wurde das Risiko (Hazard Ratio [HR]) eines kardiovaskulären Ereignisses gegenüber anderen, die weniger als ein Ei proMonat zu sich nahmen, mit 0,93 errechnet (95-%-Konfidenzintervall [95-%-KI] [0,82; 1,05]). Bei einer separaten Auswertung von früheren Studien mit mehr als 1,7 Mio Teilnehmern wurde eine Hazard Ratio von 0,98 [0,93; 1,03] ermittelt – also ebenfalls kein erhöhtes Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen durch Eikonsum. Dies galt spezifisch sowohl für koronare Herzerkrankungen mit einer HR von 0,96 [0,91; 1,03] als auch für Schlaganfall mit einer HR von 0,99 [0,91; 1,07]. Nicht leicht erklärbar: Bei Teilnehmern asiatischer Herkunft hatte der Eierverzehr sogar einen gewissen präventiven Effekt (HR: 0,92 [0,85; 0,99]).
Fazit: „Diese Analysen belegen einmal mehr, dass die Diskussion um den Verzehr von Eiern und das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse von großem Interesse ist“, kommentiert Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II am Marien Hospital Herne/Universitätsklinikum der Ruhr-Uni Bochum. „Nach diesen Studiendaten gibt es keinen Beleg für ein erhöhtes Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen durch Eikonsum. Dennoch wird auch durch diese Studienergebnisse die Diskussion um die Thematik nicht zu Ende sein.“ Dr. med. Ronald D. Gerste
Drouin-Chartier JP, Chen S, Li Y et al.: Egg consumption and risk of cardiovascular disease: three large prospective US cohort studies, systematic review, and updated meta-analysis. BMJ 2020; doi: 10.1136/bmj.m513.
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