BRIEFE
KBV-Vertreterversammlung: Kontrollwahn


Aktuelle Schlagzeilen drehen sich um Corona, Hanau und Grenz-Ängste – und drehen aus diesen Umdrehungen gar vielerlei, auch scheinbar neue Pillen, Antidots, Gegenmaßnahmen. „Contre rôle“, Kontrolle, damit verbunden Kontrollstreben und Kontrollkompetenz sind in Psychologie und Soziologie viel beachtete wie diskutierte Begriffe. Jedes lebende Wesen ist natürlicherweise angewiesen auf ein Mindestmaß an Beeinflussbarkeit seiner Umwelt, Gestaltung und damit Kontrolle hinsichtlich des eigenen Über-Lebens. Ereignisse, die außer Kontrolle geraten, lösen naturgemäß das Bedürfnis nach verbesserter Kontrollierbarkeit aus. Die oben genannten Schlagzeilen mit der darin schwebenden, Angst-auslösenden Nichtkontrollierbarkeit öffnen strikteren Kontrollmaßnahmen Tür und Tor, meines Erachtens eine immer größer werdende Gefahr, da die eigentlich entscheidende Frage zunehmend in den Hintergrund verblasst: Wer oder was kontrolliert den Kontrollwahn? Wer oder was hält der scheinbar unendlichen technischen Machbarkeit das Stoppschild vor die Nase? Sollten wir uns statt mit Smart Home, Gesundheitsapps, Internet der Dinge, 5G, sich selbst steuernden Computern auf Rädern, Titrierung und TSS nicht vielmehr mit der Tatsache beschäftigen, dass wir weder alles kontrollieren können noch müssen und vielleicht auch gar nicht wollen? Dass wir uns vielmehr um Abbau von Gewalt, um Überschaubarkeit, um wirkliche und umfassende Menschlichkeit inklusive unserer Sterblichkeit und damit wieder mehr um natürliche, sich selbst regulierende Lebensbedingungen bemühen sollten, um Begeisterung und Freude und ein direktes Miteinander, um die Schönheit und Freiheit in und von Grenzen? (...)
Dorothea Fischer, 12169 Berlin
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