

Mit diesem Buch gelingt der Autorin erneut ein Selbsthilfe-Leitfaden, der Betroffenen Wege der Selbstwirksamkeit aufzeigt. Der Hauptfokus liegt auf der Betrachtungsweise, dass Angst – richtig verstanden – neue Denkmuster und neues Verhalten fördert. So ermutigt die Autorin dazu, sich Angst und Panik zu stellen und liefert gleichzeitig das Werkzeug dazu. Sie stellt Übungen vor, die den Körper kräftigen und damit Schutz, Weite und Standfestigkeit fördern.
Das Buch ist ein Aufruf dazu, selbst Verantwortung für zunächst abgelehnte Gefühle zu übernehmen. Dabei fungiert ein starker Wille zur Gesundung als Anker und Richtschnur sogar auch bei schweren, traumatisch bedingten Ängsten. Dabei werden neurobiologische Zusammenhänge anschaulich erklärt, sodass die vorgeschlagenen Maßnahmen unmittelbar einleuchten. Körperliche, emotionale und mentale Faktoren werden anhand von differenzierten Einflussnahmemöglichkeiten berücksichtigt. Wie Entspannungsübungen auch bei intensiven Ängsten wirken, erläutert die Autorin anhand eines abgestuften Vorgehens: Spannung erst abreagieren, dann in ruhige Bewegung umleiten und schließlich zur Ruhe kommen.
Ein Schwerpunkt der vorgestellten Selbsthilfestrategien besteht in einer unterstützenden, liebevollen Kommunikation mit sich selbst. Die Autorin erläutert wiederholt und mit vielen Beispielen untermauert diese Art der Selbstbeziehung. Diese Zuwendung sich selbst gegenüber bedeutet Aufmerksamkeit für lange vernachlässigte meist kindliche Gefühle und gelebte Verantwortung für sich selbst. So kann die Angst nach und nach durch liebevolle Gefühle zu sich selbst ersetzt werden. Möglich wird dies durch einen Prozess zunehmender Wahrnehmung dessen, was gerade ist – emotional, körperlich, mental. Das Motto lautet: Selbstwahrnehmung schafft Selbstvertrauen. Um die dafür notwendige neutrale Beobachterposition zu entwickeln, empfiehlt die Autorin, sich und den eigenen Körper auch dann wahrzunehmen, wenn gerade keine Angst da ist. Dadurch kann Wohlbefinden verankert werden. Viele Fallbeispiele aus ihrer therapeutischen Praxis konkretisieren das Beschriebene. Dabei wird deutlich, dass oft Humor hilft. Denn dieser schafft heilsame Distanz zu oft irrational anmutenden Ängsten.
Die Autorin geht schließlich auch auf Angst als gesellschaftliches Phänomen ein angesichts von weltweiten Krisen. Sie vermittelt die Haltung, dass wenn man sich seinen individuellen Ängsten stellt, sich zu einer reifen Persönlichkeiten entwickelt, die diese Welt heute dringend braucht. Heidrun Espig
Sabine Gapp-Bauß: Angststörungen und Panikattacken dauerhaft überwinden. So funktioniert effektive Selbsthilfe. VAK-Verlag, Kirchzarten 2019, 328 Seiten, kartoniert, 19,90 Euro