BRIEFE
Corona-Politik: Hofnarren


Ich hätte nicht gedacht, dass ich in der aktuellen Situation im DÄ etwas zum Lachen finde, auch wenn es ein sehr bitteres Lachen ist. Der letzte Satz auf „Seite Eins“: „Zu hoffen bleibt, dass die verantwortlichen Politiker sich später ihrer ... Versprechungen erinnern“ lässt keine andere Reaktion zu. Haben Sie wirklich das selbst verkündete oberste Credo der Politiker „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ vergessen?
Keinesfalls vergessen sollten wir Ärzte, dass wir für die gleichen Politiker, die uns heute Honig ums Maul schmieren, eben noch faule Golf spielende und Porsche fahrende Leistungserbringer waren, die man nach Art einer Diktatur zu längeren Arbeitszeiten zwingen musste! Uns, die wir ständig Krankenkassen mit falschen Abrechnungen betrügen, Patienten mit sinnlosen IGEL abzocken und sie dann auch noch reihenweise bei völlig überflüssigen Operationen mit Krankenhauskeimen belasten, weil wir ja keine Ahnung von Hygiene haben!
„Hoffen und Harren macht Menschen zu Narren!“ Die Politik wird auch nach Corona darauf setzen, dass die Ärzte weiterhin alles erdulden, anstatt ihre Interessen konsequent zu vertreten. Ich befürchte, es wird funktionieren. Hat es doch immer.
Ob als Chefarzt oder in der Niederlassung, ich war nie der vielzitierte „Gott in Weiß“.
Zum Hofnarren der Politik aber eigne ich mich auch nicht und ziehe deshalb die Konsequenzen: Ich gehe vorzeitig in den Ruhestand und spiele Golf.
Dr. med. Christian Späte, 97070 Würzburg