BRIEFE
COVID-19-Krise: Antikoagulation als Schutz


Daten aus China weisen auf eine erhöhte Inzidenz von Lungenembolien bei intubierten Patienten hin, CT-gesichert. Die Diagnostik mit CT kann nur mittlere bis kleine Gefäße erfassen, Störungen der Mikrozirkulation entgehen. Der Befund ist bei schwerkranken bettlägerigen und intubierten Patienten nicht unerwartet und natürlich mit erhöhten Komplikationen und erhöhter Letalität verknüpft.
An unserer Klinik (Kreiskrankenhaus im Bayern Hotspot Miesbach) fällt aktuell auf, dass kein Patient mit Beatmungspflichtigkeit +/- ARDS vor der Aufnahme antikoaguliert (Marcumar/NOAK) oder therapeutisch heparinisiert war. Alle hatten deutlich erhöhte D-Dimere, sei es durch den Infekt per se oder begleitende Thrombosen. Bestätigt wird diese Beobachtung offenbar durch die Daten der Uniklinik Aachen: Keiner der intubierten Patienten hatte laut veröffentlichten Daten in der Vormedikation eine Antikoagulation. Genau diese Altersgruppe mit Begleiterkrankungen (+ Antikoagulation) wäre unser Klientel für einen schweren Verlauf. Erfreulicherweise erhalten wir jetzt aus Deutschland endlich fundierte Daten. Die Pathologie in Hamburg (bisher unveröffentlicht) konnte beträchtliche Störungen der Mikrozirkulation in Lungengefäßen unabhängig von der Entzündung nachweisen, auch andere Organe waren getroffen. Genau diese Mikroperfusionsstörungen werden in CT-Untersuchungen nicht erfasst. Diese Perfusionsstörungen erklären wohl auch den langwierigen und oft frustranen Verlauf der Coronapneumonien bzw. der Intubationen.
Aus den Beobachtungen könnte man zugespitzt folgern:
1. Eine Antikoagulation schützt in gewissem Masse vor einem schweren Verlauf. Dies sollte leicht an dem bisherigen Krankengut der Kliniken nachzuprüfen sein.
2. Eine Antikoagulation/Vollheparinisierung sollte für schwerer erkrankte Patienten (z. B. erhöhtes D-Dimer, deutlich erhöhte LDH) prophylaktisch vor einer eventuellen Intubation für die Zeit der Erkrankung erfolgen. Studien wären extrem schnell organisiert.
3. Ein bereits intubierter Patient (natürlich cave entsprechende Kontraindikationen) sollte von einer therapeutischen Heparinisierung profitieren. Studien wären auch sehr schnell organisiert bei den jetzigen Intubationszahlen.
Diese Beobachtung ergab sich aus Literaturstudium und klinischen Daten und soll als Grundlage für Diskussionen/Studien dienen. … Vielleicht ergibt sich so ein neuer Ansatz/Puzzleteil der Therapie und Vermeidung schwerer Verläufe.
Dr. med. Axel Wahlländer, 83734 Hausham
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