ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2000Teilzeitmodell – Teilzeitärzte: Aushängeschild für Krankenhaus

SPEKTRUM: Leserbriefe

Teilzeitmodell – Teilzeitärzte: Aushängeschild für Krankenhaus

Kuhnert-Frey, Bärbel

Zu dem Leserbrief "Keine Empfehlung" von Dr. med. Frederick Hölscher in Heft 3/2000, der sich auf den Beitrag "Berufsperspektiven durch Teilzeit" von Dr. med. Bärbel Kuhnert-Frey in Heft 41/1999 bezog:
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS Kollege Hölscher geht in seinem Leserbrief davon aus, dass "Teilzeitkräfte nach einer beruflichen Pause von etlichen Jahren oder gar Jahrzehnten wieder mit den Fortschritten der Medizin vertraut gemacht werden müssen". Er nennt ein Krankenhaus, in dem vornehmlich Teilzeitkräfte arbeiten, viertklassig. Wieso geht er davon aus, dass Teilzeitkräfte eine berufliche Pause eingelegt haben? Das ist eine Verknüpfung von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben. Keine unserer Teilzeitkräfte hat eine berufliche Pause gemacht. Sie besuchen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen häufiger als Vollzeitkräfte und lesen mehr Literatur, weil sie mehr Zeit dazu haben. Sie haben deshalb einen hohen Wissensstand. !
Herr Kollege Hölscher behauptet, eine Wochenstundenzahl von weniger als 25 Stunden mache keinen Sinn, da sonst die Kontinuität der Patientenversorgung gefährdet sei. Alle Teilzeitkräfte meiner Abteilung leisten sechs Bereitschaftsdienste pro Monat zusätzlich zu der angegebenen Wochenstundenzahl, sodass die tatsächliche Arbeitszeit pro Woche wesentlich höher liegt. Die Kontinuität der Patientenversorgung wird durch Blockeinsatz gewahrt. Bei einer durchschnittlichen stationären Verweildauer von 3,5 Tagen ist das möglich.
Herr Hölscher schließt mit der Empfehlung, dass Krankenabteilungen mit einer größeren Zahl von Teilzeitbeschäftigten dies auch öffentlich der Allgemeinheit gegenüber bekannt geben sollten. "Dies würde manchen Kummer und Ärger ersparen." Ich frage mich, wo er solch schlechte Erfahrungen gemacht hat? Meine Erfahrungen sagen genau das Gegenteil!
Ich kenne sehr viele völlig überarbeitete, absolut demotivierte, schlecht weitergebildete Vollzeitärzte. Ich kenne aber auch viele ausgeruhte, gut gelaunte, hoch motivierte und hervorragend weitergebildete Teilzeitkräfte. Von welchen würden Sie sich lieber behandeln lassen? Diese Teilzeitkräfte sind ein Aushängeschild für das Krankenhaus! Das sollte öffentlich bekannt gemacht werden!
Dr. med. Bärbel Kuhnert-Frey, Chefärztin der Abteilung für Anästhesie und Intensivtherapie, Kreiskrankenhaus Sinsheim, Alte Waibstadter Straße 2, 74889 Sinsheim

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote