

Eine Herausforderung bei der Analyse von Krankenhausabrechnungsdaten besteht darin, die Untersuchungseinheiten anhand der verfügbaren Informationen so zu spezifizieren, dass systematische Fehler und konsekutive Fehlinterpretationen der Ergebnisse, zum Beispiel durch unklar abgrenzbare Gruppen von Behandlungsfällen, vermieden werden (1). In der Falldefinition von Baum et al. (2) fallen jedoch Ungenauigkeiten auf, die die Interpretierbarkeit der Ergebnisse dieser Arbeit erschweren.
Bei Betrachtung der Prozedurencodes zum Einschluss der Untersuchungseinheiten in eTabelle 1 (2) zeigt sich, dass die Codes in einigen Fällen nicht mit den im Text (S. 740) genannten Entitäten übereinstimmen. Beispielsweise fehlen bei „Schilddrüseneingriffen (Hemithyreoidektomien, Thyreoidektomien)“ die Codes für Thyreoidektomien. Bei den „Magenoperationen (4/5-Magenresektionen, Gastrektomien)“ sind Codes für Gastrektomien und 2/3-Resektionen aufgeführt, jedoch nicht für 4/5-Resektionen. Bei den „Hernienoperationen (TAPPs, TEPs, Lichtenstein-OPs)“ wurden falsche Codes für die Operationen nach Lichtenstein benutzt (die angegebenen Codes 5–530.33 und 5–530.34 waren im Untersuchungszeitraum noch nicht im Operationen- und Prozedurenschlüssel enthalten).
In der Diskussion bezeichnen Baum et al. die analysierten kolorektalen und Magenresektionen als „onkologische Operationen“ (S. 744, S. 745). Die Untersuchungseinheiten wurden jedoch nur aufgrund von Prozedurencodes ausgewählt, ohne entsprechende Diagnosecodes zu berücksichtigen. So ist beispielsweise bei weniger als der Hälfte der kolorektalen Resektionen, die in deutschen Krankenhäusern durchgeführt werden, ein Kolon- oder Rektumkarzinom als Haupt- oder Nebendiagnose codiert (3). Dies erklärt möglicherweise auch die diesbezüglich diskutierten Unterschiede der Krankenhaussterblichkeit im internationalen Vergleich.
Abschließend möchten wir anmerken, dass die in der Zusammenfassung getroffene Aussage „Die postoperative Krankenhaussterblichkeit nach viszeralchirurgischen Eingriffen ist für Deutschland unbekannt“ nicht korrekt ist. Wir verweisen auf zahlreiche Publikationen unserer Arbeitsgruppe (exemplarisch [4]) und die von weiteren Kolleginnen und Kollegen.
DOI: 10.3238/arztebl.2020.0362b
Dr. PH Ulrike Nimptsch
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin
ulrike.nimptsch@tu-berlin.de
Dr. med. Christian Krautz
Universitätsklinikum Erlangen
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Erlangen
Interessenkonflikt
Dr. Nimptsch erhielt ein Honorar von der 3M Deutschland GmbH.
Dr. Krautz erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Nimptsch U, Spoden M, Mansky T: Variablendefinition in fallbezogenen Krankenhausabrechnungsdaten – Fallstricke und Lösungsmöglichkeiten. Gesundheitswesen 2019; DOI: 10.1055/a-0977–3332 [Epub ahead of print] CrossRef MEDLINE |
2. | Baum P, Diers J, Lichthardt S, et al.: Mortality and complications following visceral surgery—a nationwide analysis based on the diagnostic categories used in German hospital invoicing data. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 739–46 VOLLTEXT |
3. | Nimptsch U, Mansky T: G-IQI | German Inpatient Indicators Version 5.2. Bundesreferenzwerte für das Auswertungsjahr 2016. Working Papers in Health Services Research Vol. 1. Berlin: Universitätsverlag der Technischen Universität Berlin 2019. DOI: www.dx.doi.org/10.14279/depositonce-9067. |
4. | Krautz C, Nimptsch U, Weber GF, Mansky T, Grützmann R: Effect of hospital volume on in-hospital morbidity and mortality following pancreatic surgery in Germany. Ann Surg 2018; 267: 411–17 CrossRef MEDLINE |
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.