

Mehr als zwei Drittel der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in den ostdeutschen Bundesländern hat während der Coronapandemie ihre Arbeit auf Videobehandlung umgestellt. Das ist das Ergebnis einer Blitzumfrage an der sich 1 170 Mitglieder (von insgesamt 5 200 niedergelassenen und angestellten Psychotherapeuten) der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer (OPK) beteiligt haben.
Diese hohe Zahl ist nach Ansicht des Präsidenten der OPK, Gregor Peikert, „besonders bemerkenswert, weil psychotherapeutische Fernbehandlungen bisher sehr kontrovers diskutiert wurden“ und zudem erst seit einem halben Jahr als Kassenleistung zugelassen sind.
Nur 12 Prozent der ostdeutschen Psychotherapeuten berichten indes von einer gestiegenen Nachfrage nach Therapie, 58 Prozent dagegen von einem Rückgang. Neben der Furcht vor Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus spielt nach Ansicht von Peikert für den Rückgang fehlende Kinderbetreuung oder reduzierte öffentliche Verkehrsmitteln eine Rolle. Möglicherweise seien aber auch einige Menschen mit psychischen Erkrankungen während der Kontaktbeschränkungen von Stressfaktoren entlastet.
Für die OPK erwartungsgemäß sind die Praxen, die Kinder und Jugendliche versorgen, stärker vom Rückgang der Nachfrage betroffen. Das liege zum einen daran, dass insbesondere bei jüngeren Kindern die Videosprechstunde weniger häufig einsetzbar ist. Zum anderen seien Familien durch die Einschränkungen während der Pandemie stärker belastet und hätten deshalb keine Zeitfenster für die Psychotherapie der Kinder.
Nahezu die Hälfte der Psychotherapeuten erlebte vermehrt Therapieunterbrechungen oder -abbrüche. „Um des Infektionsschutzes willen wird von manchen Betroffenen offenbar die Sorge um die psychische Gesundheit zurückgestellt“, vermutet Peikert PB